Fotoblog

2015 war ich zum fotografieren auf der Benediktenwand. Heute möchte ich euch darüber berichten.

Alles beginnt mit der Blutmond Vorhersage für die Nacht vom 27.09.2015 auf 28.09.2015. Nach kurzer Überlegung, entschließe ich mich also spontan für eine Übernachtung auf der Benediktenwand, mit Schlafsack und Isomatte unter freiem Himmel. Ich packe meinen Ruckack, mir wird schnell klar das ich einiges an Zeug mitschleppen werde. Der Wetterbericht ist sich nicht wirklich sicher, ob es wirklich nur bewölkt bleibt, oder auch mit Regen zu rechnen ist. Meine Packliste für solche geplanten Übernachtungen am Berg ist nicht gerade kurz….Schlafsack, Isomatte, Wechselklamotten, Wetterschutzkleidung, Kocher, Trinkwasser, Essen und natürlich dann noch die Fotoausrüstung. (Liste nicht vollzählig!).

Mein Gregory Stout 65 Rucksack wiegt am Ende 22kg (inkl. Essen und 4l Trinkwasser). Was solls, training ist alles! 😉

benewand_rucksack

Ich starte meinen Aufstieg um ca. 13 Uhr am Parkplatz in der Jachenau. Das Wetter ist sehr durchwachsen, angeblich soll es aber aufklaren. Mit etwas Regen ist zu rechnen. Die Temperaturen liegen bei ca. 15 Grad.

benewand_aufstieg

Der Aufstieg mit 22kg am Rücken ist sportlich – immerhin gilt es ca. 1100hm zu überwinden.

Die erste hälfte des Weges führt mich auf einer relativ breiten Forststraße durch den Wald, vorbei an kleinen Bächen und vielen möglichen Fotomotiven. Doch die Zeit ist relativ knapp, ich entschließe mich für einen raschen Aufstieg in Richtung Gipfel. Ab der hälfte des Weges wird es deutlich steiler, ich verlasse die breite Forststraße und wechsle auf einen kleinen Trampelpfad. Hier befindet man sich nun schon im schwierigeren Teil des Weges. Es geht vorbei an ein paar nicht bewirtschafteten Almen, bis mich der Weg unter die Südseite der Benediktenwand führt.

benewand_Anstieg2

Ab jetzt wird es mit dem schweren Rucksack wirklich anspruchsvoll. Die Steine sind zum Teil vom Nebel nass und rutschig. Der Weg ist sehr schmal, und es herrscht durchaus Absturzgefahr. An manchen Stellen ist der Weg mit Stahlseilen zum festhalten gesichert.  Für den letzten Anstieg gönne ich mir mehrere kleine Pausen.

benewand_anstieg

Nach dem finalen Anstieg geht es relativ flach durch ein rießiges Latschenfeld. Ich befinde mich nun am oberen Plateu der Benediktenwand, und gehe in Richtung Gipfel. Meine Kamera befindet sich aufgrund der Wolken und des nieseligen Wetters immernoch im Rucksack. Es dauert nicht lange, bis ich mich darüber ziemlich ärgere…. Hinter einer Kurve, versteckt von Latschen, steht da völlig überraschend ein Steinbock! Ich bewege mich kaum, doch der Steinbock hat mich längst entdeckt. Mein erster Gedanke gilt meiner Kamera im Rucksack. Doch die ist unterm Deckelfach im Rucksack. Bis ich dort hinkomme wäre der Steinbock längst weg – dachte ich. Also hole ich etwas entmutigt zuerst mein Handy aus der Hosentasche. Wenn schon kein gutes Bild, dann wenigstens ein Beweisfoto für meine Begegnung mit dem Steinbock.

benewand_bock

Der Steinbock lässt das kleine Shooting völlig entspannt über sich ergehen, weshalb ich mich entschließe mein Glück mit der Kamera zu versuchen. Ich bewege mich äußerst langsam und vorsichtig, und schaffe es schließlich meine Kamera auszupacken – und der Steinbock steht immernoch genauso da! Der Grashalm im Maul kommt mir fast schon provokant vor – als will mir der Steinbock zeigen wie wenig ich ihn beeindrucke. Nach einigen Fotos hat der Steinbock dann doch genug vom Fotoshooting und sucht das weite. Doch die Aufnahme war im Kasten.

wildlebender Steinbock

wildlebender Steinbock

Meine erste Begegnung mit einem freilebenden Steinbock macht mich unglaublich stolz! Die letzten 15 Minuten zum Gipfel kommen mir deshalb vor wie 5 Minuten. Leider wird das Wetter immer schlechter. Der Wind wird tatsächlich stärker, und das Gipfelkreuz befindet sich in dicken Wolken. Fernsicht kann ich jetzt vergessen…. Mein Notfallplan für einsetzenden Regen ist die Biwakhütte, die unmittelbar am Gipfel steht. Ich entscheide mich daher gegen 16:30 Uhr erstmal in der Biwakhütte mein Lager aufzuschlagen und mich umzuziehen. Jetzt ist auch Zeit für einen Kaffee! 😉

benewand_hütte

Frisch umgezogen und aufgewärmt, verlasse ich um 18 Uhr die Hütte in Richtung Gipfel. Ich kann mein Glück kaum fassen. Die Wolken ziehen sich immer weiter zurück und geben Stück für Stück die Sicht auf das Umland frei. Der Wind weht zwar noch, doch die Regenwahrscheinlichkeit sinkt immer weiter! Manchmal muss man etwas Glück haben 😉

benewand_aussicht

Ich entscheide mich also für eine Übernachtung direkt am Gipfel, ohne Zelt, unter freiem Himmel. Ich suche mir eine geeignete Stelle für meine ThermaRest Isomatte und baue mein Lager auf. Ich will unbedingt Nachts die Aussicht genießen, weshalb ich mir einen Platz ganz am Rand der Wand suche. Da hier absolute Absturzgefahr herrscht, ist es zwingend Erforderlich einen Sicherheitsabstand zum Rand einzuhalten!!! Um auf Nummer Sicher zu gehen baue ich mir noch eine kleine Mauer. Sicher ist sicher!

benewand_Schlafsck

Der erste Eindruck täuscht. Zwischen Schlafsack und “Absturzkannte” liegen gute 3m.

Ich nutzte die Abendstimmung für ein paar letzte Aufnahmen, und ziehe mich irgendwann in meinen Schlafsack zurück.

Alpenglühen mit Aussicht auf den Starnberger See

Alpenglühen mit Aussicht auf den Starnberger See

Der Wetterbericht hat tatsächlich Recht! Der Himmel klart ab etwa 0 Uhr auf, und gibt die Sicht auf den Sternenhimmel frei. Die Nacht ist relativ kalt. ca. -3°C, doch der Wind macht die Sache gefühlt noch etwas kälter. Ich verschließe die Kaputze des Schlafsackes, so das nur noch Mund und Nase an der frischen Luft sind. Der Wind fühlt sich eiskalt an, doch zum Glück ist mein Schlafsack mit -5°C Komfortgrenze ausreichend dimensioniert. Im Inneren wird es schön warm.

benewand_selfie

Die kämpfenden Steinböcke lassen mich erstmal verduzt schauen…

benewand_sternenhimmel

Nachtaufname bei Vollmond

Gegen 1 Uhr Nachts höre ich  etwas entfernt ein paar Steinböcke kämpfen. Die aufeinandertreffenden Hörner erzeugen einen unglaublichen Lärm. An Schlaf ist in dieser Nacht kaum zu denken. Ich stelle mir den Wecker auf ca. 3 Uhr Nachts, um den Blutmond nicht zu verpassen.

Pünktlich um 3 Uhr werde ich geweckt. Ich entdecke den Mond bereits nach dem öffnen des Schlafsackes. Doch außerhalb meines Nests ist es wirklich extrem kalt. Ich entscheide mich für ein paar Aufnahmen, allerdings bin ich sehr müde, unkonzentriert und habe nach wenigen Minuten kaum mehr Gefühl in den Fingern. Ich krieche wieder in den warmen Schlafsack! Mehr ist da leider dieses mal nicht rauszuholen, schade!

benewand_mond

Pünktlich zum Sonnenaufgang geht mein zweiter Wecker. Ich bleibe so lange es geht im Schlafsack liegen. Etwas verwundert stelle ich dann fest, das der Schlafsack außen angefroren ist. Die Nacht war kälter als gedacht und geplant. Das einzige was jetzt zum aufwärmen hilft ist Bewegung – und Kaffee! 😉 Ich ziehe mir sämtliche Kleidungsschichten an die ich dabei habe, und mache mich ans Frühstück.

benewand_schlafsack_morgen

Pünktlich nach dem Frühstück ist das Licht bereit für die ersten Aufnahmen. Die ersten Sonnenstrahlen kommen am Horizont hervor, und sofort wird es wärmer. Ich probiere ein paar unterschiedliche Blickwinkel und mache wieder ein paar Belichtungsreihen. Mein Cokin Grauverlaufsfilter ist ebenfalls montiert. Leider gibt es dort oft Probleme bei Gegenlichtaufnahmen. Die Cokin Filter erzeugen Farbstich, und übersieht man größere Staubkörner zeigen sich diese Später auf dem Bild.

Ich mache einige Belichtungsreihen um eventuell später die Bilder zu einem HDR zu verarbeiten. Während der bearbeitung am Rechner bemerkte ich aber, das das überflüssig war.

Nachden spannenden Minuten des Sonnenaufgangs wird es deutlich wärmer. Ich entkleide mich wieder, und packe meinen Rucksack. Beim Abstieg hängt mir der Aufstieg noch in den Knochen, allerdings bin ich glücklich einige Fotos auf der Speicherkarte zu haben. – Jetzt bloß nicht die Kamera verlieren/zerstören 😉

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Sonnenaufgang auf der Benedigtenwand

Sonnenaufgang auf der Benedigtenwand

Biwakschachtel auf der Benediktenwand

Biwakschachtel auf der Benediktenwand