Anmerkung: Dieser Bericht enthält zum Teil dokumentarische Handyaufnahmen. Außerdem sind nicht sämtliche an diesem Tag entstandenen Bilder hier im Bericht zu sehen. Bitte in meinem Portfolio nachschlagen.
Sehr lange träume ich schon davon einmal die Dolomiten besuchen zu dürfen. Nach wochenlanger Planung sollte es dann im August los gehen. Ich habe noch einen befreundeten Fotografen, Maximilian Pank, eingeladen mich zu begleiten. Kurz vor der Abfahrt hat sich dann noch Thomas Würl spontan über Facebook gemeldet, ob wir uns nicht am See treffen wollen. Klasse wird das!
Die geplante Tour wird 3 Tage dauern.
Tag 1 – Lago di Limides
Tag 2 – Seceda in St. Ulrich
Tag 3 – 3 Zinnen
Es geht los!
Ich plane meine Ausflüge immer sehr gut durch. Ich überlasse nichts gerne dem Zufall, und mache mir vorher einige Gedanken über die Reiseroute, Fotopoints usw.
Da die Fototour ausschließlich als Biwaktour geplant ist, und wir abseits der Infrastruktur bleiben wollen, habe ich mir auch den Proviant gut durchgeplant. Tee, Kaffee, Müsli, Trekkingnahrung, Nüsse, Schokolade…… die Rationen werden vorbereitet und entsprechend aufgeteilt. Eigentlich alles unnötig, immerhin gibts Supermärkte und Butterbrezen 😉 Aber ich nutze gerne jede Möglichkeit draußen in der Natur um mich auf Trekking Touren vorzubereiten und auch Dinge auszutesten.
Bei der Fotoausrüstung spare ich ebenfalls nicht. Sony Alpha 7 II, Canon 16-35mm f4, Minolta 100mm f2.5, diverse Filter, Rollei CT-5A Stativ
, A7II Ersatzakku
, Powerbank und Ladegeräte müssen ebenfalls mit in den Rucksack. Meine Spiegellose Kamera benötigt ziemlich viel Strom, und da wir nicht sehr oft an Steckdosen vorbeikommen, muss ich mit nur 3 Ersatzakkus und einer Powerbank mit ca. 20.000mAH klar kommen.
Der Rucksack ist gepackt und wird erstmal gewogen…… mit 3l Wasser komme ich auf ca. 24kg Gepäck! Der Spaß kann beginnen.
Nach einer anstrengenden Fahrt (Stau, Ferien, Schleichwege….) kommen wir schließlich gegen 14.30 Uhr am Passo Falzarego an. Uns fällt bereits hier der große Menschenandrang auf. Es sind sehr viele Wanderer unterwegs. Da unser See aber relativ klein und nicht ganz so bekannt ist, machen wir uns noch keine großen Sorgen vor den Menschenmassen. Dazu später mehr….
Wir suchen einen Parkplatz und kontrollieren nochmals die Ausrüstung. Der See ist in ca. 30-45 Minuten zu Fuß vom Parkplatz zu erreichen. Durch unser schweres Gepäck merken wir aber bereits nach den ersten 5 Minuten das es durchaus anstrengend werden könnte.
Bereits 5 Minuten nach Start erstreckt sich ein Atemberaubender Blick über den Pass und das Tal. Wahnsinn, wir sind in den Dolomiten angekommen!!
Der Weg ist nicht zu übersehen, und nach ca. 40 Minuten erreichen wir den See. Was für ein Ausblick! Der See ist nicht groß, dafür glasklar, und an der tiefsten Stelle maximal 1m tief.
Wir erholen uns erstmal vom Aufstieg und erkunden die Lage. Leider ist der See nicht so einsam wie wir es erhofft haben. Sehr viele Familien und Wanderer nutzen den Samstag zur Erholung am kleinen Bergsee. Von Einsamkeit kann man hier erstmal nicht reden….
Wir legen unsere Rucksäcke ab, und entspannen erstmal. Der Sonnenuntergang ist noch gute 4h entfernt, und wir haben nun genügend Zeit den See zu erkunden und eventuelle Motive zu sichten. Die Menschenmassen hier sind zwar für uns als Fotografen etwas nervig, aber ich bin zuversichtlich mit der entsprechenden Motivauswahl keine Probleme zu bekommen.
Bei der Motivauswahl fällt sehr schnell auf, das der See unglaublich ruhig und glatt ist. Die Idee ist es also, die Spiegelungen des Gebirgsmassivs im Hintergrund perfekt einzufangen. Ich verwende für die Motive am See einen Ray Masters ND0.9 100x150mm Soft. Dieser soll den hellen Himmel und die angestrahlten Berge abdunkeln, um eine möglichst homogene Belichtung zu ermöglichen.
Ich experimentiere auch mit einem Haida Graufilter ND1000 100x100mm
. Ich komme auf Belichtungszeiten von knapp 30 Sekunden, bei Blende 8 und ISO 100. Der Hintergedanke ist es, den See perfekt zu glätten, und ein paar Bewegungen in die Wolken zu bekommen. Außerdem ist ein netter Nebeneffekt, das so gut wie keine Personen auf dem Bild sichtbar werden, wenn sich diese in den 30 Sekunden der Belichtung bewegen. Das Ergebnis lässt sich bereits auf dem Kameradisplay begutachten. Ich bin zufrieden.
Nachdem sich die Begeisterung über diese unglaubliche Motivvielfalt etwas gelegt hat, entspannen wir, und warten auf den Sonnenuntergang. Stündlich kommen vom Berg neue Leute und machen rast am See. Langsam verlieren wir die Hoffnung zum Sonnenuntergang alleine hier zu sein.
Gegen 18 Uhr verlassen zum Glück die meisten Leute den See. Lediglich Max, Thomas und Ich + ein paar weitere Fotografen sind vor Ort um auf den Sonnenuntergang zu warten. Langsam werde ich etwas hektisch. Die Motivvielfalt lässt mich von Standort zu Standort zu hetzen, doch letztendlich muss ich mich für einen einzigen entscheiden. Zur besseren Planung meines Motives, verwende ich die Handyapp “Photopills”. Dieses App macht es mir möglich, durch die Kamera hindurch zu sehen, wo exact die Sonne untergehen wird.
Schnell stelle ich jedoch fest, das der Sonnenuntergang nicht sonderlich spektakulär sein wird. Die Sonne geht in unserem Rücken unter, und produziert ziemlich früh einen Schatten über dem See, wodurch sämtliches Sonnenlicht verschwindet. Der See liegt also im dunkeln. Ich freue mich jedoch auf den Sonnenaufgang, denn dort geht die Sonne genau dort auf, wo ich es mir erhofft habe.
Nachdem ich noch ein paar dokumentarische Bilder geschossen habe, geht die Sonne unter. Das Licht weicht vom See und es wird dunkler. Die letzten Sonnenstrahlen erreichen gerade noch den Gipfel den Gipfel des Berges im Hintergrund. Deshalb entscheide ich mich nochmal den Standort zu wechseln. Die Berge glühen!
Die Sonne ist untergegangen, und die uns unbekannten Fotografen verlassen den See. Thomas, Max und ich packen unsere Rucksäcke aus, und machen uns etwas zu essen. Wärend Max begeistert von seinem Südtiroler Speck schwärmt, mache ich mir meine Spaghetti Bolognese warm. Gottseidank habe ich an ein scharfes Messer gedacht. Max´s Speck liegt nämlich schon etwas “länger” und geht eher als “dörrfleisch” durch 😉
Schnell stellen wir fest das die Nacht ziemlich feucht wird. Der Himmel ist klar, doch der See erzeugt eine wahnsinnig feuchte Luft. Da ich einen Daunenschlafsack besitze und außer meinem Notbiwaksack (Einmalartikel) keinen wasserdichten Biwaksack dabei habe, entscheiden wir uns doch für Plan B. Wir haben noch ein Zelt dabei, für Notfälle, Wetterumschwung und unvorhergesehene Ereignisse. Die feuchte Luft überzieht sehr schnell sämtliche Kameraschutzhüllen, Ausrüstungsgegenstände, und sogar die Jacken die wir tragen. Würden wir ohne Zelt, draußen schlafen, würde mein Daunenschlafsack sehr schnell nass werden.. Daune verliert bei Feuchtigkeit dramatisch an Isolation, wodurch durchaus die Gefahr der Unterkühlung bestehen könnte!
Wir sind froh um unser Zelt, und bereiten uns auf die Nacht vor. Geplant ist jetzt eigentlich noch ein paar Sternschnuppen einzufangen. Die Milchstraße wäre Prinzipell auch noch im sichtbaren Bereich, jedoch haben wir fast 3/4 Mond. Das sorgt zwar dafür, dass die Landschaft auch in der Nacht ziemlich gut ausgeleuchtet wird, allerdings ist das eher schlecht wenn es ums ablichten von Sternen oder der Milchstraße geht.
Sternschnuppen bekommen wir leider nicht zu sehen, allerdings ein paar Sterne und ein sehr schön vom Mond angestrahltes Bergmassiv.
Gegen 0 Uhr gehen wir ins Bett. Die Nacht ist ruhig, ich kann relativ gut schlafen. Es ist erstaunlich warm. Ich habe mit knapp 0 Grad gerechnet, deshalb enorm viel warme Klamotten eingepackt. Das war wohl unnötig. Pünktlich um 5.10 Uhr geht dann auch schon der Wecker. Ich bin der erste, der so früh aufsteht. Max und Thomas schlafen etwas länger. Ich gehe erstmal raus, vertret mir die Beine und koche mir anschließend einen Kaffee. Die Sonne geht um ca. 6 Uhr auf, und ich habe sogar noch etwas Zeit mir mein Müsli zu machen. Dazu habe ich mir einfaches getrocknetes Milchpulver portioniert, welches ich mit warmen Wasser aufgieße. Das ganze schmeckt erstaunlich Original, ich kann kaum einen Unterschied zur normalen Milch feststellen 🙂
Kurz vor Sonnenaufgang sehe ich kurz nach den Jungs, damit keiner verschläft. Max und Thomas sind auch schon wach, und bereiten ihre Ausrüstung für den Sonnenaufgang vor.
Ich gehe mit meinem Stativ zu der bereits am Abend ausgewählten Stelle und mache mich fertig.
Für den Sonnenaufgang verwende ich wieder den Ray Masters ND0.9 100x150mm Soft, um den Himmel etwas abzudunkeln und möglichst viele Details einfangen zu können.
Nun ist es soweit. Die ersten Sonnenstrahlen durchfluten meinen Standort, und schnell wird es warm. Ich mache einige Aufnahmen mit verschiedenen Einstellungen, und stelle bald fest das es so gut wie unmöglich ist, sämtliche Details mit nur einer Aufnahme einzufangen. Der Kontrast und die Dynamik im Bild ist einfach zu hoch. Deshalb entscheide ich mich für eine Belichtungsreihe mit 3 Bildern +- 2.0EV. Hier muss ich Zuhause am Computer die Aufnahmen mit den verschieden hellen Bildbereichen kombinieren.
Ich wähle noch ein paar weitere Standorte, doch je höher die Sonne steigt, desto schwieriger wird es im Gegenlicht zu fotografieren. Ein Spinnennetz kommt mir da noch gerade rechtzeitig.
Langsam entschließe ich mich die Sache zu beenden. Ich verstaue mein Kameraequipment und kehre zu meinem Rucksack zurück. Thomas und Max packen bereits zusammen.
Nachdem wir sämtliche von uns hinterlassenen Spuren beseitigt haben (Müll hat in der Landschaft nichts zu suchen!!) machen wir uns auf den Abstieg. Thomas verlässt uns jetzt, er hat andere Pläne. Max und Ich haben uns das Seceda Massiv in St. Ulrich vorgenommen.
Im Auto ordnen wir unsere Ausrüstung und sammeln die Technik. Max hat einen Spannungswandler dabei, und wir nutzen bei der zwei stündigen Fahrt sämtliche uns zur Verfügung stehenden 12V Anschlüsse um unsere Akkus wieder aufzuladen.
Weiter gehts demnächst