Aufgrund einiger Anschriften möchte ich heute ein paar Fragen bezüglich der Erzeugung von Blendensternen auf Bildern aufklären. Bitte beachtet, dass ich nicht sehr tief auf technische Details eingehen werde.
Grundsätzliches zum Blendenstern:
Oft ließt man auch vom „Sonnenstern“, doch eigentlich ist der Begriff falsch, denn nicht die Sonne erzeugt den Stern, sondern die Blende im Objektiv. Außerdem tritt dieser Effekt nicht nur bei der Aufnahme der Sonne auf, sondern bei sämtlichen direkt ins Objektiv einfallenden Lichtquellen – wenn entsprechende Bedingungen erfüllt sind! Eine Blende besteht aus beweglichen Lamellen, welche bei weit geöffneter Blende eine große Öffnung zum Sensor erzeugt. Bei weit geschlossener Blende ist die Öffnung nur sehr klein. Und genau hier entsteht der Stern. Das einfallende Licht der Lichtquelle bricht sich an den Berührungspunkten der Lamellen, und wird dann auf den Sensor geworfen. E – voila – ein Stern ist geboren. Bei einer geraden Anzahl an Lamellen entspricht die Anzahl der Strahlen, der Anzahl der Lamellen. Hier überlagern sich die gegenüberliegenden Strahlen. Bei einer ungeraden Anzahl funktioniert das mangels Symmetrie nicht. Dort erhältst du doppelt so viele Strahlen, wie Lamellen im Objektiv verbaut sind.
Was kann ich tun um einen solchen Stern zu erzeugen? (Insbesondere Sonnensterne)
Grundsätzlich gilt:
Um einen Blendenstern zu erzeugen, ist die Blende zu schließen, also eine hohe Blendenzahl zu wählen. Wie hoch ist von Objektiv zu Objektiv unterschiedlich. Bei meinem Canon 16-35mm f4 habe ich folgende Erfahrungen.
- f14= erste brauchbare Blendensterne kleiner Größe
- f16= schöner, fast perfekter Blendenstern mittlerer Größe
- f18= perfekter Blendenstern in großer Größe
- f22= perfekter aber für mein Empfinden zu großer Blendenstern
Jetzt solltet ihr nicht aufhören zu lesen, denn nur mit der Erhöhung der Blendenzahl ist es nicht getan.
Jeder der schon mal direkt in die Sonne fotografiert hat, wird wissen, das die Bilder oft nicht sehr schön aussehen. Das hat verschiedene Gründe.
- Nicht alle Objektive sind gleich hochwertig. Sehr teure Objektive sind gerade deshalb auch so teuer, weil die Gläser mehrfach vergütet sind. Heißt vereinfacht: durch aufwendige Herstellungsverfahren werden die Gläser für direkten Lichteinfall optimiert, was unschöne Blendflecken und Reflektionen vermindern soll.
- Verschmutzungen auf der Frontlinse sind bei normalen Aufnahmebedingungen nicht immer sichtbar. Staub, Kratzer etc. werden aber durch das schließen der Blende vermehrt sichtbar. Dieser Effekt wird noch zusätzlich durch die Gegenlichtsituation verschärft. Unschöne Blendflecken und sichtbare Staubkörner werden sichtbar. Was kann man tun? Ein feines Mikrofasertuch für Objektive schafft hier Abhilfe.
- Der Einsatz eines Filters in einer Gegenlichtsituation in Verbindung mit einer geschlossenen Blende kann ebenfalls zu den gleichen Bildfehlern führen. Hier ist auch zu beachten das selbst bei einer Top Linse, diese Effekte auftreten können, denn die Filter sind in der Regel nicht vergütet. Das Bild wird nur so gut, wie das schwächste Glied vor dem Sensor es zulässt. Ich persönlich lasse für solche Vorhaben die Filter weg!
Zusammenfassung:
Blende schließen – Objektiv putzen – Nicht jedes Objektiv ist geeignet um den perfekten Stern zu erzeugen. Bauartbedingt gibt es gut geeignete und schlecht geeignete Objektive.
Die oben beschriebenen Punkte sollen Reflektionen und Blendflecken lediglich minimieren. Ganz verhindern lassen Sie sich nicht einfach so. Dies wird auf diesem Bild recht schön sichtbar.
Es gibt aber Gottseidank einen Trick, mit dem man sich sehr gut helfen kann.
Unter bestimmten Bedingungen ist es möglich einen Sonnenstern zu erzeugen, der keinerlei Reflektionen oder Bildfehler produziert. Dazu ist es erforderlich, einen Standort für die Kamera zu finden, bei dem die Sonne von einem Fremdobjektiv zum Teil verdeckt wird. Hierfür ist in der Regel ein Stativ sinnvoll. Beispiele: Bergspitzen, Bäume im Wald, Dach einer Hütte etc.
Wie viel die Überdeckung betragen sollte, werdet ihr beim ersten Test sehr schnell feststellen, denn die Sonne bewegt sich ziemlich zügig. Entsprechend ist sehr schnelles Handeln gefragt. Bei diesem Bild war die Sonne etwa zur hälfte sichtbar. Das Bild besteht aus einer einzelnen Aufnahme, mit simpler RAW Bearbeitung in Lightroom.
Falls kein natürliches Objekt zum verdecken der Sonne verfügbar ist, gibt es noch einen weiteren Trick. Dazu ist aber zwingend etwas mehr Vorbereitung und auch Nachbearbeitung nötig. Ihr benötigt ein Stativ und einen Fernauslöser.Wählt die entsprechende ISO und Belichtungszeit. Nun erstellt ihr 2 Bilder.
Bild 1: Dieses Bild gilt dem Himmel. Ich wählte hier f18. Ihr schießt das Bild, und lasst euch dann für das Bild 2 nicht allzu lange Zeit. Hier werdet ihr bereits auf dem Kameradisplay den Blendenstern sehen.
Bild 2: Ihr wählt prinzipell die gleichen Einstellungen, geht allerdings mit der Blende am besten gleich runter, um Beugungsunschärfe zu vermindern. Hier f11. Jetzt kommt der Trick. Ihr nutzt euren Daumen, um die Sonne zu verdecken, und zwar komplett. Kontrolliert durch den Sucher oder das Display ob die Blendflecken verschwunden sind, und macht euer 2. Bild.
Jetzt geht es allerdings an die Nachbearbeitung. Bearbeitet erst das Bild 2 nach euren Wünschen. Ich nutze hier Lightroom CC. Dann kopiert ihr sämtliche Einstellungen, und synchronisiert diese mit dem Bild 1. Jetzt sollten beide Bilder identisch aussehen, allerdings mit Daumen im Bild. Nun öffnet ihr beide Bilder in Photoshop oder einer vergleichbaren Software. Ihr legt beide Bilder übereinander, und erstellt eine Ebenenmaske. Über das Verlaufswerkzeug und den Pinsel könnt ihr nun beide Bilder vereinen.
Diese Technik hat sich mittlerweile bei mir bewährt um Blendflecken zu vermeiden. Ist die Belichtungssituation noch sehr schwierig, kann man auch für jedes Bild (Vordergrund und Blendenstern) eine Belichtungsreihe erstellen. Mit der Zeit ist der Workflow relativ schnell zur Routine geworden.
Wenn ihr weitere Fragen habt, kontaktiert mich bitte!