ACHTUNG!! – Nicht zur Nachahmung empfohlen! Der Berg ist kein Spielplatz, und ohne die nötige Ausrüstung und das nötige Wissen begebt ihr euch in große Gefahr!
Anmerkung: Dieser Bericht enthält zum Teil dokumentarische Handyaufnahmen.
Wieder einmal habe ich mir etwas in den Kopf gesetzt. Der Guffert (2195m) Nord-Östlich vom Achensee, und hat mich bereits auf früheren Bergtouren fasziniert. Wegen seiner Höhenlage und der fehlenden Bahn ist er deutlich Anspruchsvoller als meine bisherigen Biwak Gipfel. Dieses mal möchte ich den Berg zum fotografieren besuchen. Geplant ist der Aufstieg ab ca. 12.30 Uhr, um pünktlich zum Sonnenuntergang den besten Platz zu erwischen. Dann habe ich mir die Milchstraße vorgenommen, und am nächsten Morgen möchte ich den Sonnenaufgang genießen.
Vorab habe ich den Wetterbericht mehrfach gecheckt, und mir ein gutes Wetterfenster ausgesucht. Die Prognose ist gut, ca. 0 Grad nachts am Berg, nur leicht bewölkt und keine Regenwahrscheinlichkeit. Dennoch kommt bei mir bei solch einer Tour immer sämtliche Ausrüstung mit. Das Wetter kann in den Bergen schnell umschlagen, und dort oben komme ich nicht mal schnell runter. Mein Rucksack wird also wieder einmal mit sämtlichen Equipment augestattet. Mittlerweile habe ich mir einen anderen Schlafsack gekauft. Einen Mountain Hardwear Lamina Z Torch. Dieser geht bis -9 Grad Komfort, und ist aus Kunstfaser. Ein vergleichbarer Daunenschlafsack wäre zwar leichter, verliert aber bei Feuchtigkeit sehr schnell seine Isolationsfähigkeit. Anders verhält sich da Kunstfaser.
Am Ende bin ich wieder einmal bei ca. 23kg Marschgepäck. Leider liegt oben kein Schnee mehr, sonst hätte ich mir das Wasser gespart und oben geschmolzen.
Ich beginne den Aufstieg um ca. 13 Uhr in Steinberg am Rofan. Dort gibt es einen Wanderparkplatz, von dem aus man die Tour bequem starten kann.
Die ersten Meter zeigen mir recht schnell das das kein Vergnügen wird. Die Tour beinhaltet 1300 Höhenmeter! Anfangs geht es durch den vom Herbst gefärbten Mischwald. Über Stock und Stein ist der Weg noch relativ einfach. Ich quere einen kleinen Bach, und dahinter gibt es bereits die erste Schwierigkeit. Eine leichte Kletterstelle, welche mit normalem Wandergepäck absolut kein Problem darstellt, zeigt mir recht schnell wie anspruchsvoll die Tour mit meiner Last auf dem Rücken noch wird…
Es geht noch ein kurzes Stück durch den Wald, dann erreiche ich eine Lichtung und der erste Blick auf den Gipfel wird freigegeben.
Es geht in Schlangenlinien weiter durch die Lichtung. Stellenweise sind hier die natürlichen Stufen und Felsvorsprünge schon etwas höher, das macht die Sache kräftezehrend. Ich spühre meine Oberschenkel…
Langsam kommen die ersten Zweifel auf, ob ich der Tour gewachsen bin. Doch aufgeben ist keine Option!
Ich erreiche ein kleines Geröllfeld, welches mir den Weg vorbei an einer beliebten Kletterwand weist. Hier tummeln sich das ganze Jahr über viele Kletterer. Auf meinem Weg nach oben begegne ich den ersten Wanderern, die natürlich um diese Uhrzeig schon wieder am Abstieg sind. Verwunderte Blicke bin ich mittlerweile gewohnt… Die meisten Leute sind sehr interessiert und gegen eine kurze Verschnaufpause und an kurzen ratsch hab ich generell nix.
Ich komme langsam wirklich ins schwitzen. Die Beine verlangen ziemlich oft nach einer Pause, und der Gipfel kommt gefühlt nicht näher. Der nächste Teil der Tour wird auch noch steiler, und die kleineren, leichten Kletterstellen häufen sich. Da ich bei der Last am Rücken generell mit Stecken gehe, gestaltet sich das alles nicht mehr so einfach.
Der nächste Teil der Tour führt mich durch ein rießiges Latschenfeld. Der Weg hier ist nun wieder etwas entspannter, da stellenweise beinahe Eben. Ich erreiche einen Abzweig zu einer Quelle. Da ich 4l Wasser im Gepäck habe, entschließe ich mich aber auf direktem Weg Richtung Gipfel zu gehen. Langsam erreiche ich die Baumgrenze. Die Latschen werden immer weniger, der Kalkbruch immer mehr. Der letzte Teil der Tour zum Gipfel hat es nochmal in sich! Ungefähr nach 20 Minuten kann man endlich den Gipfel sehen!
Je näher ich dem Gipfel komme, desto mehr fällt mir der starke Wind auf. Ich bin zwar gut ausgerüstet, doch so war das Wetter nicht prognostiziert…. Ich überlege ob ich zum fotografieren einfach weiter unterhalb des Gipfels bleibe. Die Sicht ist von dort aber nicht wirklich gut, und ich entschließe mich weiter aufzusteigen. Ein Blick zurück zeigt den Weg den ich bisher genommen habe.
Ich bin kurz unterhalb des Gipfels, und habe einen Platz gefunden den ich später für die meisten meiner Motive gut nutzen kann. Ich deponiere hier kurz meinen Rucksack, und erklimme die letzten 40 meter zum Gipfel.
Dort oben ist es sowas von windig, das ich mich nur kurz ins Gipfelbuch eintrage und wieder zum Rucksack zurück gehe.
Das Wetter ist tatsächlich noch relativ gut. Die Sonne scheint, doch dieser Wind ist ziemlich tückisch. Er kült extrem schnell aus, weshalb ich mich entschließe mir zum Schutz mein Zelt aufzubauen. Das ist bei dem Wind gar nicht so einfach, doch zum Glück habe ich darin schon etwas Übung… damals am Vorderunnütz erreichte mich in der Nacht ein kleiner Fönsturm, und ich lernte mein Zelt erst richtig kennen!
Ich ziehe mich um (trockene Wechselwäsche zwingend erforderlich!) und mache mir erstmal für meine Thermoskanne einen Tee. Es ist erst ca. 17 Uhr, und ich habe noch relativ lange Zeit bis zum Sonnenuntergang.
Nach einer kleinen Pause und Erholung vom strammen Aufstieg bereite ich mich langsam auf den fotografischen Teil der Tour vor. Ich habe mein neues Objektiv dabei, ein Nikkor 20mm 1.8g, welches ich gegen mein Canon 16-35mm f4 L IS getauscht habe. Das Canon Objektiv war Qualitativ grandios, doch ziemlich groß und mit f4 zu lichtschwach für Milchstraße und kommende Projekte. Im direkten Vergleich beider Objektive bei 20mm konnte ich keine Unterschiede beider Objektive feststellen. Das Nikkor erzeugt vergleichbare Blendensterne und ist sogar noch einen Tick Gegenlichtunempfindlicher. Heute Nacht möchte ich die Astrotauglichkeit testen.
Ich verlasse das Zelt, und zum ersten mal wird mir bewusst, das ich für Langzeitbelichtungen heute sehr schlechte Karten habe. Der Wind ist wirklich stark, und ich bemerke das es mir schwer fällt die Kamera ruhig zu halten. Das dürfte spannend werden. Langsam geht die Sonne unter, das Licht wird immer weicher. Die Fernsicht ist super, und ich hoffe auf starkes Glühen der entfernten Berge.
Ich bemerke sehr schnell, dass ich für die meisten Motive bei Sonnenuntergang Heute mehr als 20mm Brennweite benötige. Ich packe das Nikkor weg, und entscheide mich für mein Altglas, dem Canon nFD 135mm f2.8 (Review)
Zwischen den folgenden Bildern ist nicht viel Zeit vergangen, und ich erspare mir den lückenfüllenden Text. Nun etwas fürs Auge.
Ich habe einige Aufnahmen gemacht, nun ist die Sonne weg. Es ist etwa 18:30 Uhr, und in der nächsten Stunde passiert erstmal nicht viel. Die Lichtsituation ist in dieser Zeit nicht mehr wirklich spektakulär und der Vordergrund meist tiefschwarz. Für Sterne gibt es aber noch zu viel Restlicht am Himmel.
Deshalb ziehe ich mich kurz in meinen Unterschlupf zurück, und mache mir etwas warmes zum Essen. Es gibt Pasta Bolognese von TrecknEat. Das Essen tut gut, es wärmt von innen und motiviert mich nochmal das Zelt zu verlassen.
Es ist nun 19.30 Uhr, und bereits ziemlich dunkel. Ich verlasse das Zelt und suche mir meine bereits vorher ausgesuchte Position für die Milchstraßenaufnahmen. Das Motiv ist in diesem Fall der Gipfel des Guffert.
Es ist schwierig den Bildausschnitt im Dunkeln exakt festzulegen. Ich behelfe mir dabei meistens mit meiner Taschenlampe (um den Gipfel anzuleuchten) oder ich gehe für Testaufnahmen auf eine extrem hohe ISO. Die Bildqualität ist bei diesen Aufnahmen egal, sie dienen nur zum einrichten des Bildausschnittes.
Für meine Milchstraßenbilder wähle ich heute ISO5000. Die Sony A7II ist in diesem Bereich noch gut zu handeln, und das Nikkor vorne dran sollte mit seiner 1.8er Blende gute Ergebnisse liefern. Ich blende allerdings auf f2 ab, um Komabildung etwas abzumildern.
Ich habe mich für ein Panorama entschieden. Die ersten Tests ergeben ungefähr 7 benötigte Aufnahmen. Ich richte das Stativ möglichst gerade aus.
Folgende Einstellungen wähle ich an der Kamera. ISO5000 – f2 – 20sec
Über einen Kabelgebundenen Fernauslöser mache ich die ersten Aufnahmen. Schnell bemerke ich die Problematik des Windes. Bei 20 Sekunden wirkt sich jede erschütterung auf die Bildschärfe aus. Der Wind ist stellenweise so stark, das er mein Stativ samt Kamera beinahe umgeschmissen hätte (Kamera seitlich ins Hochformat gedreht)!!
Ich erstelle enorm viele Aufnahmen. Bei vielen sehe ich bereits auf dem Display das mir der Wind das Bild verwackelt habe. Dann mache ich sofort noch ein zweites hinterher. Letztendlich sehe ich aber erst Zuhause am Computer ob die Bilder brauchbar sind.
Nachdem ich alle Bilder im Kasten habe, wechsel ich nochmal kurz auf das Canon nFD 135mm 2.8
Ich entdecke meine Heimat. Schade das ich nur 135mm Brennweite zur Verfügung habe. Der Bildausschnitt wäre super geeignet um München abzulichten, die Fernsicht hätte ausgereicht.
Der Teil der jetzt folgt war eigentlich nicht so geplant. Der Wind wird immer stärker, und ich stelle Überlegungen zum Abbruch der Tour an.
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2 Möglichkeiten habe ich. Ich sichere mein Zelt, und sitze das ganze aus. Oder ich versuche mit Stirnlampe alles abzubauen und im dunklen Nachts abzusteigen. Ich entscheide mich für die erste Variante. Von meiner Tour vom Vorderunnütz weiß ich, das mein Zelt ziemlich Sturmsicher ist. (Video) Ein Abstieg im dunkeln halte ich für viel zu gefährlich.
Ich spanne mein Zelt richtig ab, und sichere sämtliche Gegenstände. Die Nacht vergeht nicht sehr schnell. Der Sturm rüttelt am Zelt, und ich mache kaum ein Auge zu.
Eigentlich wollte ich den Sonnenaufgang noch genießen, doch um etwa 5 Uhr bemerke ich leichten Schneefall. Nicht viel, aber ausreichend um sämtliche Felsen innerhalb einer Stunde nass und rutschig werden zu lassen.
Ich entschließe mich deshalb vorzeitig für einen Tourabbruch. Es dämmert bereits, und mit mühen kann ich das Zelt ohne Beschädigung und Verlust abbauen. Ich steige konzentriert und langsam ab, und erreiche nach etwa 2h mein Auto.
ACHTUNG!! – Nicht zur Nachahmung empfohlen! Der Berg ist kein Spielplatz, und ohne die nötige Ausrüstung und das nötige Wissen begebt ihr euch in große Gefahr!