ACHTUNG!! – Nicht zur Nachahmung empfohlen! Die Alpen sind kein Spielplatz, und ohne die nötige Ausrüstung und das nötige Wissen begebt ihr euch in große Gefahr!
Nach meiner letzten Tour im Karwendel hatte ich sofort wieder den Drang eine weitere Tour in diesem wunderschönen Gebiet zu machen. Also ging es an die Planung. Da ich oft unter der Woche alleine unterwegs bin, durfte der Gipfel technisch nicht zu schwierig sein. Sicherheit geht vor! Ich wollte jedoch relativ hoch hinaus, denn im Oktober ist das Zentrum der Milchstraße schon wieder am abtauchen. Hier macht sich ein erhöhter Standort also deutlich bemerkbar.
Bei meiner Planung habe ich gleichzeitig mein neues E-Bike berücksichtigt. Ja, richtig gelesen – ich werde in Zukunft längere Touren mit dem E-Bike abkürzen. Bei meinen Touren kommt einiges an Equipment zusammen (dieses mal waren es wieder 23kg), und nicht immer habe ich unendlich viel Zeit für Auf und Abstieg. Wer jetzt glaubt das Gerät fährt von ganz von alleine, täuscht sich allerdings gewaltig. Die Tour aufs Sonnjoch sollte mich noch ganz schön fordern.
Es ist Montag morgen, und der Wetterbericht verspricht eine wunderschöne und stabile Woche. Ich nutze die Gelegenheit für meine Tour ins Karwendel. Es geht auf das Sonnjoch, einem etwa 2450m hohen Gipfel. Auf den Gipfel führen mehrere Wege, ich habe mir die Route über die Gramaialm ausgesucht. Dort parke ich mein Auto. Die Mautstraße von Pertisau zur Gramaialm kostet 4,50 Euro. Nachdem ich mein Auto abgestellt habe, mache ich das Bike fertig für die Tour.
Meine Route führt mich von der Gramaialm etwa 500hm hoch zum GramaiHochleger. Diesen Streckenabschnitt möchte ich gerne mit dem E-Bike zurücklegen, da ich mir dadurch nicht nur Zeit beim Aufstieg spare, sondern auch der Abstieg am nächsten Morgen beschleunigen kann. Die Tour ist nicht offiziell als Mountainbike-geeignet ausgeschildert, jedoch habe ich ein paar Berichte im Internet gefunden – angeblich funktioniert es.
Ich starte meine Tour und lasse die Bus Touristen an der Gramaialm schnell hinter mir. Seltsame Blicke verfolgen mich….mein großer Rucksack, das feuerrote Bike….das ist wohl ein eher seltener Anblick.
Die ersten 50 Höhenmeter führen mich durch breite Wege, welche zwar ein bisschen steinig sind, jedoch absolut kein Problem darstellen. Ich denk mir noch…..“TipTop….wenn das so weitergeht bin ich in ner halben Stunde oben….“ Doch leider habe ich mich zu früh gefreut. Die ersten Wanderer kommen mir entgegen, und fragen mich was ich vor habe. Nach einer kurzen Unterhaltung kommen die ersten Zweifel auf. Angeblich sieht hier keiner ein durchkommen mit dem Bike. Und tatsächlich, der Weg verändert sich ziemlich schnell zum negativen. Große Felsen, hohe Stufen, loses Geröll…..und weil das noch nicht reicht gehts mega steil nach oben. Ich habe meine Mühe das Bike zu kontrollieren. Der schwere Rucksack macht mich unbeweglich, gleichzeitig verschiebt er den Schwerpunkt des Rads sehr weit nach hinten. Einmal stehengeblieben, bleibt einem nur noch der kleinste Gang und der Elektromotor. Doch die Power ist schlecht zu dosieren, was sofort dazu führt, das das Vorderrad aufsteigt.
Der erste Gedanke ans aufgeben kommt in mir auf…..und das nach nichtmal einer halben Stunde. Doch so schnell gebe ich nicht auf. Die extremen Passagen schiebe und trage ich das ca. 22kg schwere Fahrrad. Der Rucksack auf dem Rücken (23kg) macht das nicht leichter. Zwischendurch gibt es immer wieder ein paar Passagen die man ganz gut fahren kann, doch der überwiegende Teil der Strecke zum Gramai Hochleger lege ich tragend/schiebend zurück.
Nach knapp 2h komme ich am Hochleger an. Ich bin jetzt schon ziemlich fertig, die starke Sonnenstrahlung an diesem tollen Herbsttag hat da gut zu beigetragen. Dort angekommen mache ich eine kleine Pause. Ich suche mir ein schönes Versteck, und sperre dort mein Fahrrad ab. Schließlich bin ich bereit weiter aufzusteigen.
Der weitere Wegabschnitt führt mich durch dichte Latschenfelder. Hier gilt es hohe Wurzelstufen zu überwinden. Insgesamt ist der Weg immer noch nicht schwierig, und ich frage mich warum die Tour als „Schwarze Tour“ geführt ist. Ab hier mache ich immer öfter Pausen. Zu trinken habe ich dieses mal nur etwa 1,5l Wasser dabei, was eigentlich zu wenig ist. Allerdings gibts auf dem Weg nach oben mehrere Quellen, welche ich auch gut nutze. Außerdem weiß ich von einem Tourenbericht vom Tag vorher, das am Gipfel noch etwas Schnee zu finden ist. Diesen kann ich mit meinem Kocher schmelzen, und habe praktisch Wasser im Überfluss.
Langsam wird es immer steiler, und ich passiere die letzten Latschen. Ich befinde mich oberhalb der Baumgrenze. Ab hier ändert sich auch die Wegbeschaffenheit. Sehr viel loses Gestein und Geröll machen den Aufstieg sehr anstrengend. Auf dem Weg nach oben passiere ich 2-3 ausgesetzte Stellen, welche sich aber weitestgehend umgehen lassen.
Mittlerweile bin ich knapp 4h unterwegs, und es gilt noch etwa 200 Höhenmeter zurückzulegen. Wie aus dem nichts, entdecke ich plötzlich einen Steinbock – etwa 30m vor mir direkt auf dem Weg. Mir war bekannt das es hier Steinböcke gibt, doch das ich sofort beim Aufstieg das Glück habe einen zu sehen – daran dachte ich nicht.
Ich verhalte mich ab jetzt absolut still und ruhig. Ich setze den Rucksack ab, und wechsle das Objektiv. Meine längste Brennweite besitzt aktuell das Samyang 135mm f2 – welches ich für die kommenden Fotos auch verwenden werde. Das Licht ist gut, ich wähle ISO100, und durch die Offenblende von F2 – 2.8 komme ich auf durchgehend über 1/1000sec.
Ich bin noch etwas weit weg für die gewünschten Fotos. 135mm sind einfach zu wenig für Wildlifefotografie. Deshalb muss ich versuchen mich anzuschleichen….gut, das hat ja damals mit dem Steinbock auf der Benediktenwand auch schon funktioniert! Auch auf die Gefahr hin den Steinbock zu verjagen, muss ich mich weiter nähern. Letztendlich komme ich gut 15m an den Steinbock ran, bevor er sich entschließt das weite zu suchen. Ich bin mega Happy, solche Momente sind wirklich sehr selten, und ich habe einige Bilder im Kasten.
Die Fotopause hat mir wieder etwas Kraft gegeben für die letzten 200 Höhenmeter. Ab hier sehe ich keine Tiere mehr, die Steinböcke leben wohl nicht direkt am Gipfel sondern eher im weitläufigen Geröllfeld unterhalb. Ab jetzt zähle ich jeden Meter……es ist mittlerweile etwa 17.30 Uhr, und der Sonnenuntergang kommt immer näher.
Letztendlich schaffe ich es doch noch irgendwie auf den Gipfel. Leider ist es bereits etwa 18.15 Uhr als ich ankomme. Total verschwitzt muss ich mich erstmal umziehen und mein Equipment sortieren, und das obwohl der Sonnenuntergang schon voll im Gange ist.
Ich schieße 1-2 Bilder, und entschließe mich die Priorität auf die Nacht, und den Sonnenaufgang zu legen.
Erstmal hab ich jetzt etwas Zeit. Das Milchstraßenzentrum ist erst ab 20 Uhr sichtbar (bis etwa 21 Uhr), so das ich endlich etwas essen kann. Der Aufstieg war so Kräftezehrend, das ich beinahe sämtliche Vorräte auf einmal wegputze. Hilft ja nichts!
Im Oktober geht die Sonne ungefähr gegen 18.30 Uhr unter. Richtig dunkel ist es aber auch um 20 Uhr noch nicht. Das erschwert natürlich die Sternenbilder, denn die Resthelligkeit ist wie Lichtverschmutzung zu betrachten. Ich mache daher zwischen 20 und 20.30 Uhr nur Testaufnahmen um den Bildausschnitt festzulegen.
Erst ab 20.30 Uhr wage ich mich an die Bilder. Ich habe dieses mal vor, mehrere Milchstraßen Bilder zu stacken. Das heißt, ich mache vor Ort etwa 5-15 völlig identische Bilder mit identischen Einstellungen. Diese Bilder werden hinterher am Computer zusammengeführt. Dabei rechnet ein Algorythmus das Bildrauschen der einzelnen Bilder raus. Ziel ist es das Bildrauschen im Himmel zu reduzieren. Meine Einstellungen für das geplante Bild für den Himmel: ISO 2500 – f1.8 – 13 Sekunden – 20mm
Mit diesen Einstellungen für den Himmel mache ich 10 Bilder. Darauf folgt ein einzelnes Bild für den Vordergrund mit folgenden Einstellungen: ISO400 – f1.8 – 20mm – 290sec.
Bei einem Einzelbild (kein Panorama) finde ich es durchaus eine gute Technik um die Bildqualität etwas zu steigern. Ein Quantensprung ist es allerdings nicht, dazu bräuchte man zweifelsfrei eine Astro Nachführung.
Nachdem die Milchstraßen Bilder im Kasten sind, koche ich mir etwas Tee für die Thermoskanne.
Ich habe wieder meinen Millet Alpine LTK 800 dabei. Mit etwa 800g Gesamtgewicht ist der Schlafsack meine erste Wahl, wenn ich von Temperaturen von knapp 4-5 Grad °C ausgehe. Mit Kleidung dürften sogar knapp 0 Grad möglich sein. Nach meinem letzten Erlebnis mit dem Daunenschlafsack, habe ich mich entschlossen meinen Biwaksack drüberzuziehen um den Schlafsack vor Feuchtigkeit zu schützen. Dieses mal hatte ich dahingehend gar keine Probleme.
Gegen 22 Uhr ziehe ich mich langsam in den Schlafsack zurück. Der Sternenhimmel ist der Wahnsinn! Die Lichtverschmutzung hier im Karwendel ist relativ gering, dadurch habe einen Grandiosen Blick auf diverse Sternenbilder.
Kurz bevor ich wegnicke sehe ich im Augenwinkel ein verhältnismäßig helles, sich bewegendes Licht. Ich dachte im ersten Moment an eine normale Sternschnuppe, doch plötzlich verwandelte sich das ganze in einen kleinen Feuerschweif……kurze zeit später zerbröselte der Himmelskörper und der Feuerschweif verschwand. Das war die genialste Sternschnuppe die ich jemals live beobachten konnte! Ich bin wieder hellwach, und ans einschlafen ist erstmal nicht zu denken.
Schließlich schlafe ich doch irgendwann ein…..
Um etwa 6:30 Uhr klingelt mein Wecker…es ist noch stock dunkel, und die Motivation aufzustehen hält sich in Grenzen! Ich krieche erstmal nur mit dem Oberkörper aus dem Schlafsack, und ziehe meine Jacke drüber. So friere ich nicht, habe die Hände aber frei um Kaffee zu kochen. Nachdem ich mich verpflegt habe, verlasse ich den Schlafsack, und beginne sämtliches Equipment zu ordnen und zu verpacken. Ich möchte kurz nach dem Sonnenaufgang schon aufbrechen.
Um etwa 7.05 Uhr bin ich also soweit und richte mich auf den Sonnenaufgang ein.
Die Stimmung kurz vor Sonnenaufgang ist schon sehr schön. Der Himmel glüht förmlich, und die Schneefelder im Vordergrund erhalten eine richtig schöne Farbtönung.
Ich schieße an diesem Morgen nur Belichtungsreihen. Der Grauverlaufsfilter ist zu schwach, und könnte den Helligkeitsunterschied zwischen Himmel und Vordergrund sowieso nicht richtig kompensieren. Hinterher entscheide ich dann, wieviele Bilder ich für mein gewünschtes Ergebnis verwende. Meistens sind es nicht die gesamten 5 Bilder, in der Regel verwende ich 2-3 Belichtungen. Kaum spitzelt die Sonne über die Berge, ändere ich den Bildausschnitt, und wähle eine deutlich kleinere Blende für einen möglichst großen Blendenstern.
Es ist ungefähr 8 Uhr als ich den Abstieg zum Gramaihochleger antrete. Der Abstieg fällt etwas leichter, denn im Geröllfeld abzusteigen braucht nicht sehr viel Kraft. Ich brauche etwa 1,5h zurück zum Gramaihochleger.
Hier hol ich mein Bike aus dem Versteck, und freue mich schon auf die Abfahrt! Die Abfahrt gelingt dank des schweren Rucksackes am Rücken deutlich besser wie die Auffahrt. Große Felsstufen und geröll meistert das Fully Bike ohne größere Probleme. Für das letzte Stück brauch ich nichtmal mehr 45 minuten. Schließlich bin ich etwa gegen 10.15 Uhr wieder am Auto.
Ideen für weitere Karwendeltouren habe ich schon =)