ACHTUNG!! – Nicht zur Nachahmung empfohlen! Die Alpen sind kein Spielplatz, und ohne die nötige Ausrüstung und das nötige Wissen begebt ihr euch in große Gefahr!
Vorwort
Es war ein sehr kalter Januartag, als ich beim surfen in einer der größten deutschen Berggruppe (Facebook) auf ein Bild vom Seealpsee gestoßen bin, welches sofort meine Aufmerksamkeit geweckt hat. Es handelte sich um eine Nachtaufnahme mit Sternen. Der See hat eine wunderbare Lage, die Lichtverschmutzung im Hintergrund sah auf dem Bild recht gering aus, weshalb ich anfing nachzuforschen. Ein kurzer Blick im App „Photopills“ zeigte mir tatsächlich die Machbarkeit einer Milchstraßen Aufnahme, direkt überm See. Die einzige Möglichkeit hierfür ist jedoch der Juli oder August. Ich sichtete unzählige Bilder der Location, Google Maps, Google Earth und zapfte auch andere Quellen an, bis ich mir sicher war. Im Juli möchte ich dort hin und einen Versuch wagen.
7 Monate später, an einem wunderschönen Donnerstag bin ich also auf dem Weg ins Allgäu. Ich habe etwa 2,5h Anfahrt, und bis kurz vor der Abfahrt checke ich alle halbe Stunde den Wetterbericht. Es ist nicht 100%ig klar, was mich erwartet. Tagsüber leicht bewölkt, soll es am Abend deutlich zuziehen, und gegen 00 Uhr wieder komplett aufklaren. Eigentlich perfekt für meine Milchstraßenaufnahmen, doch es besteht an diesem Tag ein großes Risiko, das die Wolken nicht verschwinden. Dann war alles für die Katz.
Nichts desto trotz entscheide ich mich für die Anreise. Nach genau 2,5h komme ich am Wanderparkplatz in der Nähe der Nebelhornbahn an, und beginne mit dem Aufstieg.
Der Weg ist stellenweise wirklich sehr sehr steil, und der Aufstieg äußerst mühsam. Hinzu kommt, das ich wegen einer Schulterverletzung keine Stöcke verwenden kann. Nach etwa 3h erreiche ich schließlich das Edmund Probst Haus, von dem aus nur noch wenige Höhenmeter zu meiner Location zu überwinden sind.
Es ist mittlerweile 17 Uhr, und die letzten Tourisen haben mit der letzten Bahn den Berg verlassen. Es ist jetzt beinahe totenstill. Wenige Gleitschirmflieger schrauben sich noch in die Lüfte, doch auch diese werden immer weniger.
Heute habe ich eine kleine Premiere….zum ersten mal begleitet mich mein Hund – Sam (ein fast 2 Jahre alter Vizsla) auf meiner Tour. Körperlich ist er absolut Fit, aber eine Nacht am Berg hat er noch nie verbracht.
Entsprechend bin ich dieses mal auch noch schwerer Unterwegs als sonst. Ich habe extra Hundefutter/Wasser, extra Isomatte und einen extra Schlafsack für ihn dabei. Ich bin am Limit…..viel mehr geht nicht mehr.
Oben angekommen, machen wir erstmal eine kleine Pause. Ich lege den Rucksack ab und erkunde die Gegend. Alles ist beinahe so, wie ich es vorher im Netz gesehen hatte. Die Location ist übersichtlich, die Motive schnell gefunden. Ich habe endlich etwas Zeit mich auszuruhen und Pause zu machen. Sam nutzt die Nachmittagssonne und macht erstmal ein gemütliches Schläfchen =)
Schnell ist ein geeigneter Platz für das Zelt gefunden. Die Hersteller freuen sich immer über schöne Fotos ihrer Zelte in der Landschaft, deshalb ist mir der Standplatz auch wichtig. Ich wähle explizit einen Platz an dem ich keine Pflanzen beschädige! Das ist mir sehr wichtig, denn ich möchte keine Spuren in der Natur hinterlassen. Ich möchte jedem Wanderer/Bergsteiger und Fotografen ans Herz legen, die Natur zu schützen!
Wenig später beginnt auch schon langsam der Sonnenuntergang. Das Wetter ist wie angekündigt. Leicht bis mittelmäßig Bewölkt, doch das ist perfekt für den Sonnenuntergang. So entstehen richtig schöne Farben, und der Himmel kommt gut zu Geltung. Es gibt nix schlimmeres, als Sonnenuntergänge mit Wolkenlosen Himmel – stink langweilig!
Für meine Bilder nutze ich an diesem Abend ausschließlich mein Sigma 16mm 1.4. Ich bin wirklich begeistert von der Linse. Tolle Schärfe – selbst bei f1.4 – schöne Blendensterne und ein tolles Handling! Meine Immerdrauf Lieblingslinse. Die Motive zum Sonnenuntergang sind eigentlich nur „Beifang“. Mein Ziel an diesem Tag ist definitiv die Milchstraße. Dennoch bin ich mit der Auswahl an Bildern bei dem wunderschönen Licht am Abend recht zufrieden.
Die Sonne ist weg, und es gilt die Zeit bis 0 Uhr zu überbrücken. Ich hab ein Buch dabei, Sam liegt in der Zeit in seinem Schlafsack, welchen er zum Glück ziemlich schnell ins Herz geschlossen hat. Ich habe keine 150€ für einen speziellen Hundeschlafsack investiert, sondern mir einen 25€ teuren Kinderschlafsack gekauft und einfach auf die nötige Länge gekürzt und wieder zusammengenäht. Wichtig ist hier definitiv auf Daune zu verzichten! Hunde sind gerne mal nass, und Daune verliert sehr schnell an Isolationsvermögen wenn sie feucht wird. Ich bereue es nicht auf Kunstfaser gesetzt zu haben. In dieser Nacht war alles pitsch Nass. Der niedrige Taupunkt sorgte für klatsch Nasse Zeltwände (siehe Foto). Sam hat darauf natürlich wenig Rücksicht genommen, und hat regelmäßig für einen Regenschauer im Zelt gesorgt 😉 Trotz feuchtem Schlafsack mussten wir beide aber nicht frieren.
Das schlimmste an solchen Touren ist eigentlich die Zeit, in der man nichts fotografiert….die Zeit vergeht einfach nicht. Ich lese mein Buch, höre ein bisschen entspannt Musik, und versuche etwas zu schlafen. Doch um 0 Uhr klingelt bereits mein Wecker (sicher ist sicher), und wir machen uns bereit für die Milchstraßenaufnahmen.
Ich verwende wieder meine A6500 mit dem Sigma 16mm 1.4. Zusätzlich habe ich auch wieder meinen Star Adventurer Mini Wlan dabei. Dieses Gerät ist dafür gedacht, die Erdrotation auszugleichen. Dadurch kann ich deutlich länger als 15 Sekunden belichten, ohne das die Sterne zu strichen auf dem Bild werden. Zum Beginn der Aufnahmen steht die Milchstraße noch nicht 100%ig an der Stelle, wo ich sie Später im Bild haben möchte. Deshalb spiele ich mich noch mit einem kleinen Foto vom beleuchteten Zelt.
Da die Ausleuchtung des Zeltes und dem Vordergrund sehr komplex ist, komme ich nicht drum rum zwischen 5 und 8 verschiedene Belichtungen zu machen. Zwischen 1 und 30 Sekunden mache ich also verschiedene Aufnahmen, welche ich hinterher in Lightroom zu einem HDR zusammenführe. Dadurch bekomme ich einen gleichmäßig ausgeleuchteten Vordergrund. Den Himmel belichte ich extra, und zwar mit der Nachführung.
Wie ich den Sternenhimmel aufgenommen habe…dazu kommen ich weiter unten.
Das nächste Motiv soll im Querformat aufgenommen werden. Ich möchte ein kleines Gedenkkreuz in den Vordergrund einbauen. Im Hintergrund soll der Seealpsee mit der Milchstraße zu sehen sein.
Ich baue zuerst mein Stativ mit der Nachführung auf. Es ist wichtig das das Stativ ziemlich genau im Wasser steht. Als nächstes richte ich das Gerät genau auf den Polarstern aus. Nur so gelingt es dem Gerät den Himmel korrekt nachzuführen. Je weitwinkliger die Aufnahme, desto weniger wichtig ist die exakte Ausrichtung des Polarsterns. Doch ich nehme mir dennoch immer die Zeit und versuche hier so präzise wie möglich zu arbeiten. Jetzt wird die Kamera montiert und der Bildausschnitt festgelegt.
Den Bildausschnitt lege ich bei völliger Dunkelheit folgendermaßen Fest. Blende auf 1.4 – ISO auf Maximum (52500) und 1-2 Sekunden Belichtungszeit. Die Bilder sind zwar wegen der hohen ISO für die spätere Verwendung unbrauchbar, doch ich kann so ziemlich schnell den Bildausschnitt festlegen und verändern, ohne das ich für jedes Bild 15 Sekunden oder länger warten muss.
Fokussiert wird auf die Sterne. Dazu nutze ich den Liveview mit maximaler Vergrößerung. Hier kann man die Sterne sehr gut erkennen. Während man den Fokusring dreht, verändert sich die größe der Sterne. Ist der Stern am kleinsten, ist korrekt fokussiert. Der Fokusring darf danach nicht mehr bewegt werden!
Ist alles bereit, fange ich mit einer Belichtung für den Vordergrund an. Ich wähle ISO400, f1.4 und stelle mithilfe meiner Taschenlampe auf das Gedenkkreuz scharf. Jetzt belichte ich vom Gefühl her einfach mal 180 Sekunden und kontrolliere hinterher ob dies ausreicht. Hier muss man immer einen Mittelweg zwischen ISO und Belichtungszeit finden. Ich könnte zwar mit der ISO höher gehen, dafür kürzer belichten…..doch dann bekomme ich auch deutlich mehr Bildrauschen, welches ich aber vermeiden möchte. Unendlich lange belichten (z.b. bei ISO100) kann man aber auch nicht, denn die Hotpixel nehmen deutlich zu! Deshalb der Kompromiss aus Belichtungszeit und ISO.
Der Vordergrund ist im Kasten, und ich fokussiere jetzt auf die Sterne. Ich aktiviere die Nachführung, und mache einige Testshots. Für den ISO Wert und die Belichtungszeit braucht man jetzt etwas Gefühl. Ist die Lichtverschmutzung hoch, wird das Licht schnell überbelichtet. Aufgrund meiner Erfahrung wähle ich ISO800 und fange mit 120 Sekunden an. Ich merke schnell das ich noch länger belichten kann. Ich wähle also 180 Sekunden, womit ich dann auch ganz zufrieden bin. So sieht das unbearbeitete RAW dann aus.
Bereits auf dem Display der Kamera sieht man das Ergebnis klar und deutlich. Mir reichen hier 3-4 Aufnahmen. Ich such mir hinterher das Bild, in dem sich am wenigsten Störquellen befinden (Flugzeuge etc.)
Zuhause, am Computer lege ich nun nur noch den Sternenhimmel über den Vordergrund. So sieht das Ergebnis dann aus.
Insgesamt hab ich für die ganzen Shots etwa 2h gebraucht. Es ist knapp 2 Uhr, als ich ziemlich zufrieden mein Kameraequipment wegpacke. Jetzt heißt es wieder – die Zeit totschlagen – bis zum nächsten Wecker. Die Sonne geht auf, und obwohl mir die meisten Motive bei Sonnenaufgang nicht zusagen, ist es einfach Ehrensache den Sonnenaufgang am Berg zu bewundern.
Die zweite Nachthälfte ist nicht so toll. Die Schlafsäcke sind Nass (aber warm), doch meine verletzte Schulter schmerzt wegen der doch recht harten Isomatte. Außerdem hat sich Sam entschieden seinen Schlafsack noch mit meiner Körperwärme aufzumotzen….entsprechend ist meine Bewegungsfreiheit ziemlich eingeschränkt.
Doch auch diese Nacht geht zuende, und mein Wecker weckt mich planmäßig. Wir kriechen aus dem Schlafsack, und strecken uns erstmal…es ist nicht wirklich kalt, und bereits ziemlich hell. Doch die Sonne ist noch nicht über den Berg gekommen. Schnell packe ich meine Ausrüstung, und gehe zum vorher ausgesuchten Fotospot. Hier gefällt mir vor allem die Linienführung des Berges auf der rechten Seite, und ein paar nette Blumen habe ich auch entdeckt. Jetzt fehlt nur noch die Sonne. Diese geht heute etwas später auf, weil sich am Horizont ein kleines Wolkenband befindet.
20 minuten später ist es dann soweit. Die Sonne spitzt hinter den Wolken hervor, und ich mache mit dem von mir vorher festgelegten Bildausschnit eine 5er Belichtungsreihe (in 2EV Schritten). Da ich bei Gegenlichtsituationen nie mit Filtern arbeite, brauche ich diese Belichtungen um später den ausgebrannten Himmel zu retten.
Das ganze ist ziemlich schnell vorbei, und ich gehe zurück zum Zelt. Ziemlich zufrieden mit meiner Ausbeute, mach ich mir erstmal Frühstück, und einen Kaffee. Soviel Zeit muss sein 😉
Ich baue mein Zelt gleich danach ab, ich möchte niemanden damit Belästigen. Meinen Müll sammle ich auf, und entsorge ihn korrekt im Tal. Die einzigen Beweise meiner Anwesenheit sollen die Fotos sein – welche ich an diesem wundervollen Bergtag gemacht habe.