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ACHTUNG!! – Nicht zur Nachahmung empfohlen! Der Berg ist kein Spielplatz, und ohne die nötige Ausrüstung und das nötige Wissen begebt ihr euch in große Gefahr!

Anmerkung: Dieser Bericht enthält zum Teil dokumentarische Handyaufnahmen.

Langsam neigt sich der Winter dem Ende zu, und für mich beginnt die Bergsaison 2017. Schon seit Wochen beobachte ich die Schneesituation in den Bergen, und warte auf ein gutes Wetterfenster um endlich wieder losziehen zu können. Ich habe eigentlich das komplette Jahr durchgeplant, dabei  Lichtverhältnisse, Sonnenaufgang, Mond oder Milchstraße berücksichtigt. Jetzt im März ist es für die Milchstraße natürlich noch nicht optimal. Das Zentrum der Milchstraße steht nur relativ niedrig über dem Horizont. Die Saison beginnt gerade erst. Ich will es dennoch versuchen.

An diesem Wochenende habe ich mir eigentlich eine Location an der Innsbrucker Nordkette ausgesucht. Leider war der Wetterbericht nicht 100%ig zuverlässig. Wegen der unsicheren Wetterlage und auch etwas Zeitmangel entschied ich mich daher für einen relativ nahen Gipfel, direkt in meiner Heimat, am Tegernsee. Maximilian Pank begleitet mich wiedereinmal.

Wir treffen uns am frühen Nachmittag am Parkplatz der Wallbergbahn. Bisher sieht das Wetter echt mies aus. Den ganzen Tag schon herrscht dichter Hochnebel, und Sonnenstrahlen sind noch keine im Tal angekommen. Die Webcams versprechen aber  oberhalb der Wolkenschicht eine Besserung, und gegen Mitternacht soll es angeblich auch aufklaren.

Wir entscheiden uns also zum Aufstieg.

Der Wallberg ist eigentlich ein sehr stark frequentierter und touristisch erschlossener Berg. Doch an diesem Freitag war so gut wie nix los. Der Weg ist relativ unspektakulär und langweilig. Eine breite Forststraße führt in leichten Schlangenlinien den Berg hinauf. Mit unseren schweren Rucksäcken jedoch kein leichtes Unterfangen.

Auf höhe der Bergstation beginnt dann der letzte Anstieg zum Gipfel. Ab jetzt wird es schon schwieriger. Der Gipfel liegt auf einem relativ breiten, aber durchaus durchwachsenem Grat, welcher ein paar kleinere Klettereinlagen erfordert. Bei knapp 20kg Gepäck am Rücken ist Konzentration angesagt.

Etwa 20 Minuten nach der Bergstation, erreichen wir schließlich den Gipfel.

Diese Aufnahme des Tegernseer Tals habe ich Freitag Abend gemacht, als der Himmel das erste mal etwas aufklarte. Am Freitag war im Tal trotz einer gegenteiligen Wettervorhersage keine Sonnenstunde zu verzeichnen. Wie man schön sieht, zog sich der Hochnebel bis nach München und weiter. Erst am Samstag darauf, verzog ich der Hochnebel.

Es ist aktuell sehr ruhig am Gipfel. Um die Zeit und bei dem Wetter kommen kaum mehr Leute hier hoch. Wir setzen uns erstmal, und erholen uns vom Aufstieg. Instinktiv suchen wir aber automatisch schon nach geeigneten Aussichtspunkten und Motiven. Der Gipfel gibt erstaunlich viel her, und das Wetter scheint tatsächlich langsam etwas besser zu werden.

Es weht etwas Wind, und ich mach mir erstmal einen Kaffee zum wärmen. Mit dabei wiedereinmal volles Equipment für warme Mahlzeiten und Getränke. Auf diesen Luxus möchte ich nicht verzichten.

Langsam geht die Sonne unter. Direkter Sichtkontakt ist zwar leider aufgrund der Bewölkung nicht gegeben, doch der Himmel fängt an sich interessant rot zu färben. Mit dem Hochnebel unterhalb der Gipfel, entsteht eine sehr schöne Lichtstimmung.

Wenn man der Sonne nicht beim „wandern“ zusehen kann, vergeht die Zeit komischerweise gefühlt viel schneller. Bis wir schauen können, ist die Sonne  hinter dem Horizont verschwunden, und es wird rasch duster. Es entsteht plötzlich eine atemberaubende Lichtstimmung. Die Beleuchtung der Zivilisation scheint durch den Hochnebel, und von oben dringt das Restlicht der Sonne durch die obere Bewölkung!

Kurz nach Sonnenuntergang gab es nochmal eine wundervolle Lichtstimmung. Ein Motiv war sonst auch nicht auszumachen, denn das Tal war komplett Nebelbedeckt, und der Himmel auch noch von hoher Bewölkung durchzogen. Vom Tal trat bereits Licht aus den Städten durch den Hochnebel, der Himmel schenkte uns noch etwas Licht vom Sonnenuntergang. So entstand dieses zugegeben etwas surreale Bild einer atemberaubenden Lichtsituation

Wir beschließen uns schnell noch einen Wetterschutzplatz einzurichten. Es ist schwierig einen geeigneten Untergrund zu finden, und die Heringe lassen sich nur sehr sehr schlecht im felsigen Boden verankern. Doch zu zweit schaffen wir es schließlich, und unser eventuelles Notlager steht recht schnell.

Gegen 00 Uhr öffnete ich meine Augen, und sah durch das kleine Loch im Schlafsack direkt in den Himmel. Ich konnte die ersten Sterne erkennen! Endlich kam wieder Optimismus auf als ich bemerkte, das sich die Wolken allmählich komplett verziehen. Die Chance auf ein paar Aufnahmen der Milchstraße steigen also immer mehr an! Ich stellte den Wecker auf 02:00 Uhr und verkroch mich dann wieder in den Schlafsack. Demnächst kommen dann die Milchstraßen Bilder.

Ich wähle meinen Schlafplatz etwas vom Zelt entfernt. Ein wundervoller Felsen – fast völlig eben – gefällt mir gut. Ich bin nur wenige Meter vom Gipfel entfernt, doch kann von meinem Standort aus alles überblicken. Außerdem bin ich windgeschützt, was mir in meinem Schlafsack zu gute kommt.

Nachdem wir nun unseren Schlafplatz festgelegt haben, sind wir tatsächlich etwas hungrig. Normalerweise ernähre ich mich auf dem Berg meistens von gefriergetrockneter Trekkingnahrung, doch dieses mal wollte ich etwas neues probieren.

Deshalb gab es an diesem Abend – Rinder Minutensteaks… 😀

Nach dem Essen gibt es erstmal nichts mehr zu tun, und ich zieh mich in meinen Schlafsack zurück.

Mein Thermometer am Rucksack zeigt mir etwa 2°C an. Dennoch habe ich meinen warmen Winterschlafsack mitgenommen, der mich bis -15 Grad schon warmgehalten hat. Entsprechend warm war diese Nacht. Zum Schutz vor dem frischen Wind habe ich noch einen leichten Biwaksack übergezogen. Der letzte Blick vor dem schlafen wandert nochmal in den Himmel.

Ich bin nicht gänzlich überzeugt in dieser Nacht einen Blick auf die Milchstraße zu bekommen. Die Bewölkung ist immernoch recht stark, wenn auch stellenweise etwas löchrig. Der Wetterbericht verspricht Besserung, doch wissen kann man es nie. Ich stelle den Wecker auf 2 Uhr Nachts, und lege mich schlafen.

Der Wecker weckt mich unsanft aus dem wenig erholsamen Schlaf. Ich gebs zu…. Im Biwaksack schlafen, ist schon anders als Zuhause. Erholsam ist etwas anderes, doch darum bin ich ja nicht hier. Ich steck meinen Kopf aus dem Schlafsack, und schaue gen Himmel. YEEEEES! Der Wetterbericht hat nicht zuviel versprochen! KEINE WOLKE mehr am Himmel.

…normalerweise nutze ich recht gerne das App „Photopills“ zur vorherigen Lokalisation der Milchstraße. Ich kann mir also vor Ort schon durch die Smartphonekamera ansehen, wo die Milchstraße um wieviel Uhr stehen wird. Ich habe mich also auf diesen Bildausschnitt festgelegt. Um etwa 2.15 Uhr habe ich dann die ersten Testaufnahmen gemacht. Doch wo ist die Milchstraße abgeblieben? Es war einfach nix zu sehen… Am Ende hab ich Sie dann doch noch gefunden, dazu später mehr 😉 Ursache für diesen „Fehler“ lag vermutlich an einem nicht funktionierendem oder falsch kalibriertem Smartphonekompass/GPS, der dem App einfach falsche Daten geliefert hat. Kann passieren!

Das motiviert mich, aus dem warmen Schlafsack zu klettern. Ich ziehe mich an, und nehme nochmal einen Schluck Tee aus meiner Thermoskanne. Meine Ausrüstung ist schnell zusammengepackt, und ich gehe etwa 3-4 Minuten den Gipfelgrat entlang zum richtigen Aussichtspunkt.

Ich stelle mein Stativ auf, und beginne mit der K1 und dem Irix 15mm 2.4 mit den ersten Aufnahmen. Schnell zeigt sich, das ich dieses mal richtig bin. Die Milchstraße ist schon auf der Vorschau des Kameradisplays sehr schön zu sehen.

Da ich die Pentax K1 noch nicht all zu lange besitze, beginne ich die Kamera erstmal auf Herz und Nieren zu testen. Ich schieße eine Reihe von Einzelbelichtungen mit verschiedenen Parametern. Von 13-20 Sekunden, und ISO3200 bis 6400 teste ich alles durch.

Am Ende möchte ich noch die „Astrotracer“ Funktion der Kamera ausprobieren. Nur ganz kurz: Dabei versucht der Bildsensor der Spiegelreflexkamera anhand eines GPS Fix die Erdrotation auszugleichen, so dass Belichtungen bis zu 5 Minuten (Brennweitenabhängig) ohne Strichspuren möglich sein sollen. Ich versuche verschiedene Kombinationen, und merke schnell das die 15mm des Irix zu Problemen führen. Je weitwinkliger, desto schlechter wird die Qualität der Ecken. Wie und warum ist mir noch nicht ganz klar. Anbei ein Beispielbild.

Die Nacht am Wallberggipfel war anfangs sehr bewölkt und durchwachsen. Der starke Wind sorgte jedoch gegen 0 Uhr für einen klaren Himmel, der uns letztendlich ab etwa 2 Uhr die Sicht auf die Milchstraße freigab.
Bei diesem Bild habe ich meine Astrotracer Funktion der Pentax K1 mit dem Irix 15mm 2.4 getestet.
Milkyway – ISO3200 – 90sec – 15mm – f2.4
Foreground – ISO1250 – 120sec – 15mm – f2.4
Bei meinem Irix werden die Ecken beim nutzen dieser Funktion nicht sonderlich schön. Ich vermute das ist leider nicht zu vermeiden, denn 15mm sind schon sehr Weitwinklig, und in Verbindung mit Objektivfehlern bei Offenblende kann der Astrotracer dort nicht mehr richtig arbeiten. Das Zentrum jedoch ist sehr gut geworden wie ich finde.

Nachdem ich ein paar Shots gemacht habe, möchte ich noch ein Panorama schießen. Der Hochnebel zieht sich bis nach München, und nur durch ein Panorama bekomme ich die komplette Milchstraße + das Voralpenland aufs Bild.

Hierfür nutze ich das Sigma ART 35mm f1.4 bei Offenblende. Ich gehe in den Modus M meiner Kamera. Der Fokus wird mithilfe des Liveviews manuell auf die Sterne fokussiert. Ich wähle folgende Einstellungen: f1.4 – ISO4000 – 13 Sekunden. Die Belichtungszeit muss wegen der höheren Brennweite kürzer sein, als bei meinem Irix mit den 15mm, da sonst die Sterne aufgrund der Erdrotation zu strichen werden. Für das Panorama habe ich den Astrotracer nicht benutzt.

Ich richte das Stativ möglichst eben aus, um beim schwenken des Kopfes ein wegkippen des Horizontes möglichst zu vermeiden. Dazu schwenke ich auch mehrfach die Kamera über den kompletten Belichtungsbereich, und nehme die integrierte Wasserwaage der Kamera zu Hilfe. Nach dem Ausrichten beginne ich an einer Seite mit den Aufnahmen. Ich entscheide mich für 3 Reihen.

Oberste Reihe = Himmel

Mittlere Reihe = Himmel/Boden

Unterste Reihe = Boden

Die Überlappung wähle ich nach Gefühl. Ich bin mir sicher, mit professionellem Panoramakopf und Nodalpunktadapter hätte sich etwas Arbeit sparen lassen. Ich habe die Überlappung sehr großzügig gewählt, und bin schließlich auf ganze 55RAWs gekommen. 55x13sec = ca. 12 Minuten brauche ich für das Panorama. Nach gut 1,5h auf dem ungeschützten Gipfelgrat freue ich mich aber langsam auf den warmen Schlafsack.

Gegen 2:00 Uhr klingelte der Wecker, und ich überwindet mich aus dem warmen Schlafsack zu kriechen und anzuziehen. Mit meinem Kameraequipment ging ich etwa 60meter den Gipfelgrat entlang zu einem gut geeigneten Aussichtspunkt. Der Wind war sehr stark, und ich war froh um meine starke Daunenjacke.
Bei diesem Bild kam wieder die Pentax K1 mit dem Sigma ART 35mm 1.4 zum Einsatz. Das Bild liegt in über 190MP vor.
Dieses Panorama ist mein erster Versuch überhaupt, ein Milchstraßenpanorama zu erstellen. Für das Gesamtbild sind 55RAWs entstanden, welche meinen Rechner ganz schön gefordert haben. Durch die 36Megapixel ist hier also eine riesige Datenmenge entstanden, was aber auch Vorteile bietet. Das Bildrauschen wird bei so einer hohen Auflösung deutlich unauffälliger, dabei werden aber mehr Details gespeichert. Bildfehler „coma“ verringern sich. Es gibt noch vieles zu lernen wenn es um das Thema Milchstraßenpanorama geht. Ich bleibe dran, versprochen!

Der Wecker wird wieder gestellt…. ich möchte ja nicht den Sonnenaufgang verpassen! 5:50 Uhr müsste reichen denk ich mir. 2h schlafe ich nochmal richtig gut, bis der Wecker klingelt. Ich mach die Augen auf, und such mir einen Ausgang aus der zugezogenen Kapuze des Schlafsacks. WOW, was für eine Lichtstimmung! Habe ich verschlafen? Ich schau kurz auf den Wecker, doch alles läuft nach Plan. Vielleicht doch etwas zu knapp gewesen?
Ich beeile mich, und ziehe mich an. Ich schnapp mir meine Ausrüstung und flitze wieder zum vorher ausgesuchten Aussichtspunkt. WOW, da tut sich was! Der Hochnebel beginnt sich zurückzuziehen. Es entstehen richtig tolle Wolkenbewegungen, welche durch eine Engstelle im Tal gejagt werden. Die Lichtstimmung wird wunderschön, und ich entschließe mich für ein paar Aufnahmen mit einem Haida ND1000 auf meinem Irix 15mm.

Am frühen Morgen unserer Tour am Wallberg hatten wir immer noch eine wunderschöne Hochnebellage zu bestaunen. Je näher wir dem Sonnenaufgang kamen, zog sich das Wolkenmeer allerdings langsam zurück, und es entstand ein richtig cooler Effekt in einem kleinen Tal unterhalb des Gipfels. Die Aufnahme ist mit einem HAIDA ND1000x und der Pentax K1
entstanden.

Noch während ich mitten in der Langzeitbelichtung bin, bemerke ich wie die Sonne plötzlich hinter dem Berg hervorkommt. So schnell? Normal bin ich immer gut vorbereitet, doch irgendwie habe ich diesen Morgen etwas verschlafen….

Schnell breche ich ab, und nehme den Filter ab. Ich bin kein Fan von Gegenlichtaufnahmen mit Filter. Die Hersteller der Objektive setzen hochvergütete Gläser ein, um eine Linse für Gegenlicht zu optimieren. Dann komme ich, und knall einen Filter mit unbekannter Güte davor, und wunder mich später über Staubflecken, Flares und anderen Störartefakten!? Ich mag es einfach nicht.

Der Sonnenaufgang ist weniger spektakulär als ich dachte. Noch immer finde ich die Wolkenbewegung viel interessanter. Ich entscheide mich am Ende dann doch für das oben gezeigte Bild. Der Sonnenstern war hier einfach nicht nötig.

Nachdem ich alles spannende erwischt habe, mache ich mich auf den Rückweg zum Schlafsack. Wir beginnen kurz mit dem Abbau unseres Equipments, und packen unseren Rucksack. Wir hinterlassen unseren Schlafplatz so wie wir ihn vorgefunden haben. Unser Müll wird in Plastiktüten wieder nach unten getragen. Auf dem Weg sammeln wir auch noch ein bisschen was der ganzen Touristen ein… Die Sonne steht nun etwas höher, und wir erleben einen wunderschönen, klaren Himmel mit wunderbarer Sicht auf…..den nicht enden wollenden Hochnebel! So eine Hochnebellage ist etwas ganz besonderes, und erwischt man nicht oft in dieser Perfektion! Ich bin begeistert und mache noch ein paar Bilder vom Gipfel.

Sonnenaufgang am Gipfel des Wallberg. Wärend der Himmel hier absolut klar war, löste sich der Hochnebel im Tal erst gegen etwa 14 Uhr auf.

Rechts vom Gipfel, unter dem Hochnebel liegt der Tegernsee.

Sonnenaufgang am Gipfel des Wallberg. Wärend der Himmel hier absolut klar war, löste sich der Hochnebel im Tal erst gegen etwa 13 Uhr auf.

Nach diesen letzten paar Aufnahmen, pack ich die Kamera endgültig weg, und wir entscheiden uns für den Abstieg.