ACHTUNG!! – Nicht zur Nachahmung empfohlen! Die Alpen sind kein Spielplatz, und ohne die nötige Ausrüstung und das nötige Wissen begebt ihr euch in große Gefahr!
Vorwort
Meine letzten Aufnahmen der Milchstraße sind schon einige Monate her. Im November, Dezember und Januar ist in unseren Breitengraden nämlich Pause angesagt. Das Zentrum kommt nicht über den Horizont, weshalb man nur den unspektakulären Teil, die sogenannte „Wintermilchstraße“ ablichten kann. Dafür fehlt mir leider die Motivation, denn wie ihr im nachfolgenden Bericht lesen könnt, hat man im Winter mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Der Aufwand lohnt sich meiner Meinung nach nicht wirklich.
Ungefähr ab Februar erhebt sich die Milchstraße also langsam wieder, und steigt immer weiter über den Horizont. Um die Milchstraße abzulichten, muss man allerdings mit ein paar Problemen umgehen können.
- Hindernisse – Je nach Standort und Fotomotiv, verdecken in den meisten Fällen irgendwelche Hindernisse die niedrig stehende Milchstraße. Bäume, Berge oder Gebäude verhindern so einen Blick auf das Zentrum.
- Lichtverschmutzung – Da sich das Zentrum im Februar nur sehr wenig über den Horizont erhebt, hat man große Probleme das Zentrum richtig einzufangen. In vielen Gegenden herrscht so eine hohe Lichtverschmutzung, das das Zentrum zwar sichtbar ist, aber völlig überstrahlt wird.
Trotz dieser beiden Probleme kann man es versuchen. Für beides gibt es nämlich Lösungen! Gegen die Hindernisse hilft eines: Höhe gewinnen! Je höher euer Standort ist, desto größer die Wahrscheinlichkeit das ihr keine HIndernisse vor eurer Nase habt, die euch die Sicht versperren.
Dies könnt ihr von Zuhause aus, oder vor Ort mit dem App Photopills checken.
Gegen die Lichtverschmutzung hilft nur: Meidet die Zivilisation! Sucht euch einen Standort mit geringer Lichtverschmutzung ==> LightPollutionmap Diese Website zeigt euch die ungefähre Lichtverschmutzung im jeweiligen Gebiet an. Bedenkt dabei auch immer die Himmelsrichtung, in die ihr schaut, und wo die Milchstraße stehen wird!
Mit diesem Wissen kann es losgehen!
Nach langer Planung hab ich mir einen Spot ausgesucht an dem alle wichtigen Bedingungen erfüllt sind. Meine Tour führt mich auf den Hirschhörnlkopf, einem kleinen ca. 1500m hohen Gipfel in der nähe der Jachenau. Die Tour ist im Sommer eine leichte Bergwanderung, welche etwa 2h in Anspruch nimmt. Im Winter sollte man etwas mehr Zeit und Ausrüstung einplanen. Schneeschuhe sind je nach Schneehöhe Pflicht, ansonsten sollten aber mindestens Spikes vorhanden sein. Ich habe meinen Wecker auf 1 Uhr Nachts gestellt. Ich komme wie immer gut aus den Federn – Berufskrankheit…. Die Ausrüstung steht schon bereit, und nach dem Anziehen gibts nur noch einen Schluck Kaffee und ich mach mich auf den Weg.
Der Wetterbericht hatte für diese Nacht sehr kalte Temperaturen angesagt, und das bestätigt sich im Auto bereits. Auf der Anfahrt zeigt das Thermometer -13°C an. Erfahrungsgemäß ist das noch nicht Ende der Fahnenstange. Nach etwa 45 Minuten komme ich am Parkplatz in der Jachenau an.
Es ist Stockfinster, und eine Stirnlampe + Ersatzakkus + Backuplampe sind Pflicht. Meine Schneeschuhe lege ich sofort an, denn im Winter bedeuten sie beinahe immer besseren Grip und weniger Kraftaufwand. Meine Klamotten wähle ich bewusst recht „kühl“. Ich kleide mich so, das ich in Pausen schnell friere, bei Bewegung aber so gut wie nicht schwitze. Dies ist wichtig, denn im Winter ist es sehr unangenehm mit komplett nassen Klamotten rumzustehen, erst Recht wenn es -15°C hat.
Es ist wirklich eiskalt, aber ich komme sehr gut voran. Schnell wird mir durch die Bewegung warm, und ich lege ordentlich Höhenmeter zurück. Völlig alleine, auf einer Wanderstrecke die mitten in der Nacht nie besucht wird – bei -15°C – verliert man durchaus Gedanken daran was bei einem Notfall zu tun ist. Zu meiner Ausrüstung zählt auch eine Thermohose, eine dicke Daunenjacke, Taschenwärmer, Biwaksack, Rettungsdecken und natürlich ein Telefon mit Ersatzakku (Powerbank). Elektronische Geräte sollten bei diesen Temperaturen immer am Körper getragen werden, ansonsten versagen die Akkus ziemlich schnell.
Der Aufstieg ist geht gut voran, und nach etwa 45 Minuten beginnt der Steile Teil der Wanderung. Es geht auf Serpentinen durch den steilen Wald. Dank der Schneeschuhe fühle ich mich stets sicher, habe guten Grip. Ohne Schneeschuhe hätte ich nicht losziehen wollen. Mein Fotorucksack ist heute nicht ganz so schwer wie sonst. Ich schleppe nur das nötigste an Equipment mit, und lasse Kocher/Schlafsack und den Rest meiner sonstigen Ausrüstung daheim. Ich mache hin und wieder ein paar kleinere Pausen, doch insgesamt komme ich wirklich super gut voran.
Etwa 2h später erreiche ich den Sattel oberhalb des Waldes. Ein kleiner Blick aufs Thermometer sagt mir – -17°C…..ich fall langsam vom Glauben ab…. Wie kalt wird es noch werden? Wie halte ich mich nur warm, während ich etwa 1,5h nichts zu tun habe außer die Kamera zu bedienen?
Ich gehe noch ein paar Meter und erreiche die zugeschneite Bärenhauptalm. Diese möchte ich Heute irgendwie mit ins Bild einbauen. Leider kann ich die „Schokoladenseite“ dieser Alm nicht mit der Milchstraße verbinden – Himmelsrichtung passt leider überhaupt nicht.
Ich schaffe es dennoch einen Standpunkt für mein Motiv zu finden, und baue mein Equipment auf. Es liegt ungefähr 1,20m relativ lockerer Schnee, und ich trete mir mit meinen Schneeschuhen erstmal einen kleinen Fleck an dem ich arbeiten kann. Leider ist der Schnee so locker, das ich Probleme habe mein Stativ fest zu kriegen. Nach etwa 15 Minuten steht es einigermaßen, das Gewicht der Ausrüstung erledigt den Rest.
Ich habe eine zugeschnittene Schaumstoffmatte mitgenommen, welche mich von unten etwas Isolieren soll. Dies ist bitter notwendig, denn meine größte Schwachstelle in der Ausrüstung sind meine Schuhe. Diese sind nicht sonderlich Isoliert, und trotz meiner Wollsocken und extra Wärmeeinlagen für die Sohlen fange ich extrem schnell an zu frieren. Meine Zehen sind innerhalb 5 Minuten ohne Bewegung Eiskalt!
Ich montiere meine neue Astronachführung, den Star Adventurer Mini Wlan auf meinem Stativ. Es ist sehr wichtig das das Stativ gerade steht, dazu hilft die Wasserlibelle. Nach dem Aufbau der Nachführung kommt der „schwierigste“ Teil. Ich muss mir den Polarstern am Himmel suchen und mit dem beiliegenden Polsucher anvisieren. Dazu richte ich die Nachführung mit dem Polsucher grob Richtung Norden.
Mit der Polhöhenwiege stelle ich schonmal grob den Breitengrad von meinem Standort ein – etwa 47°. Jetzt sollte man mit dem Auge bereits ungefähr den Polarstern gefunden haben, und es geht ans eingemachte.
Mit einem Blick durch den beleuchteten Polsucher versuche ich nun, den Polarstern genau ins Fadenkreuz zu bringen. Dies bedarf etwas Übung – ich brauche an diesem Tag etwa 10 Minuten. Je nachdem mit welcher Brennweite man später arbeitet, ist es sehr wichtig den Polarstern genau einzunorden. Für meine Weitwinkelaufnahmen muss es nicht perfekt sein.
Jetzt montiere ich die Kamera, meine Sony A6500 mit meinem Samyang 12mm f2 auf meinem Kugelkopf. WICHTIG: Erst jetzt bestücke ich die Kamera und alle anderen technischen Geräte (Nachführung, RX100V) mit den Akkus. Diese hatte ich die ganze Zeit über im Rucksack verstaut, in einem Isolierenden Beutel, in dem sich ein kleines Heizpad befindet. LiIon Akkus neigen extrem schnell Ihren Dienst einzustellen wenn sie extremer Kälte ausgesetzt sind. Deshalb ist eine gute Vorbereitung hier Pflicht! Im übrigen ist das kein Sony Problem. Physikalisch verhalten sich alle Liion Akkus gleich bei Kälte.
Ich stelle die Kamera auf die maximal mögliche ISO, f2 und habe dadurch eine Belichtungszeit von etwa 1-2 Sekunden im A Modus. Warum? So ist es Kinderleicht den Bildausschnitt festzulegen, denn ich muss keine 30 Sekunden auf jedes Bild warten. Die Bilder sind später sowieso Müll und werden gelöscht.
Nachdem ich meinen Bildausschnitt festgelegt habe, bin ich im Grunde bereit für die Milchstraße. Jetzt kontrolliere ich bei montierter Kamera nochmal die Ausrichtung des Polarsterns – ich könnte ja das Stativ aus versehen bewegt haben. Dem ist nicht so.
Jetzt habe ich noch etwas Zeit, und ich stelle mein 2. leichtes Stativ mit meiner Sony RX100V auf. Ich möchte einen kleinen Milchstraßenzeitraffer erstellen. Dies hab ich noch nie Probiert, erst recht nicht mit einer kleinen Kompaktkamera. Doch die Lichtstarke Optik (Blende 1.8) und der ungewöhnlich große Sensor (1″) macht mir Mut es zu probieren.
Ich verwende dafür die Sony App (Zeitraffer), welche man kostenpflichtig nachinstallieren kann.
Ich stelle die Custom Settings ein, und lege folgendes fest:
- Erstellung von Einzelbildern in RAW
- Belichtungszeit 15sec (Aufgrund der Strichbildung bei der geringsten Brennweite der RX100V)
- Blende 1.8
- ISO 1600
- Intervall 17sec (heißt, alle 17 Sekunden wird ein Bild gestartet. Ich gebe der Kamera also nach jedem Bild ca. 2 Sekunden zum speichern)
- die Belichtung wird fixiert (LOCK AE)
- Selbstauslöser 2sec
Jetzt kann es losgehen. Ich starte kurz bevor die Milchstraße über den Horizont spitzt. Ab jetzt darf die Kamera nicht mehr bewegt werden. Ich lasse das Stativ in Ruhe und witme mich wieder meiner Sony A6500. Die Kamera wird noch mittels eines Auslösekabels mit der Nachführung verbunden. Das Gerät steuert also die Aufnahmefunktionen der Kamera. Dazu muss sich die Kamera im manuellen Modus (BULB) befinden.
Ich konfiguriere meine Astronachführung. Dazu braucht man ein Smartphone. Ich verbinde mich mit dem Wlan der Nachführung und starte das App.
Zuerst erstelle ich eine Aufnahme des Vordergrunds, also der Alm und der Bäume. Hierzu wähle ich ISO 800, F1.8 und 80 Sekunden in der App der Nachführung. Wichtig: Nachführgeschwindigkeit auf AUS. Die Kamera wird also bei dieser Aufnahme nicht an die Erdrotation angepasst. Dadurch entsteht ein relativ rauscharmes Bild des Vordergrunds, welches ich später verwende.
Nun geht es an die Aufnahmen der Milchstraße. Ich wähle folgende Einstellungen.
Mit START beginne ich die Aufnahme. Zwischen den Aufnahmen kann ich bereits einen kurzen Blick auf die Bilder werfen. Die Milchstraße ist gut sichtbar, leider kann mein Iphone nicht sämtliche Helligkeiten im Bild darstellen.
Ich mache diverse Aufnahmen mit verschiedenen Einstellungen. Immer wieder checke ich die Bilder. Langsam habe ich die besten Einstellungen für diesen Tag rausgefunden. Es ist schon etwa 5:30 Uhr, und ich habe nicht mehr viel Zeit. Die Morgendämmerung wird demnächst einsetzen, und man möchte es nicht glauben, aber das versaut einem die schöne Milchstraße. Die Helligkeit lässt die Sterne immer mehr verschwinden.
Die letzten Bilder meiner Reihe sehen direkt aus der Kamera (unbearbeitet) recht gut aus. Man erkennt deutlich den unscharfen Vordergrund. Dies liegt daran, das die Nachführung die Erdrotation ausgleicht, und die Kamera mit dem Objektiv langsam gedreht wird. Dadurch kann ich deutlich länger Belichten als ich es ohne dieses Gerät könnte. Striche in den Sternen sind nicht zu erkennen.
Meinen Zeitraffer lasse ich noch etwas länger laufen, bei den gemachten Einstellungen bin ich froh um jedes Bild. Später entscheidet die Anzahl der Bilder über die länge der Videodatei.
Es ist etwa 5:55 Uhr als ich den Zeitraffer beende. Eine Vorschau vor Ort kann ich nicht erstellen, ich muss mich also überraschen lassen wie das nach der Bearbeitung aussieht. Langsam bricht die Dämmerung ein. Ich mache noch ein paar Fotos und packe mein Equipment dann zusammen.
Auf den Sonnenaufgang müsste ich noch etwa 1,5h warten, doch das dauert mir zu lange. Ich beginne zügig den Abstieg, und bin etwa eine Stunde später zurück am Auto.
Noch immer bin ich erstaunt, wie kalt es auch kurz nach Sonnenaufgang in den kleinen Tälern noch ist. Was für eine Winternacht!
Zuhause angekommen habe ich dann zuerst den Zeitraffer bearbeitet. Ich bin ganz zufrieden mit dem Ergebnis, wenn man bedenkt das es sich um eine ziemlich kleine Kompaktkamera handelt.