Fotoblog

Anmerkung: Dieser Bericht enthält zum Teil dokumentarische Handyaufnahmen. Außerdem sind nicht sämtliche an diesem Tag entstandenen Bilder hier im Bericht zu sehen. Bitte in meinem Portfolio nachschlagen.

Tag 2 – Seceda in St. Ulrich

Nach dem Frühstück steigen wir gemütlich in Richtung Parkplatz ab. Wir sortieren erstmal unser Equipment, trennen den Müll und machen uns erste Gedanken über den kommenden Tag. Wir wollen die Nacht auf dem Seceda Massiv verbringen. Vom Lago di Limides nach St. Ulrich (Ausgangspunkt der Wanderung) sind es nochmal gut 2,5h. Das ist zwar nicht unbedingt unsere liebste Beschäftigung an diesem wunderschönen Tag, aber unsere Akkus brauchen dringend Saft, und so hängen wir alles mögliche an Elektronik ans Auto. Die Fahrt durch die Dolomiten ist Atemberaubend. Fast minütlich entdeckt man neue Gipfel und Gebirgsmassive die durch ihre Form und Farben nicht unterschiedlicher sein könnten. Wir notieren uns zwischendurch ein paar Standorte für kommende Fotoausflüge.

Etwa 30 Minuten vor Sankt Ulrich kommen wir unmittelbar an der Langkofelgruppe vorbei. Ein gewaltiges Massiv! Die höchste Erhebung ist der Langkofel selbst, mit genau 3181m Höhe.

Seceda_langkofelgruppe

Nach einer kurzen Pause am Pass, fahren wir weiter Richtung St. Ulrich. Wir kommen in einigen Dörfern vorbei, und sind sehr froh hier nicht lange verweilen zu müssen. Enorm viele Touristen tummeln sich hier im August. Schnell wird uns klar wie beliebt die Dolomiten sind, gerade im August….

Wir beginnen unseren 3 stündigen Aufstieg in St. Ulrich an der Bergbahn Station.

Link zur Tour

Nach etwa 3,5h erreichen wir ziemlich erschöpft den Gipfel und Aussichtspunkt des Seceda (2500m).

seceda_gipfel

Am Gipfel befindet sich eine super Orientierungshilfe für sämtliche umliegend sichtbaren Gipfel.

Dort trifft uns erstmal halb der Schlag….

Durch die Bergbahn tummeln sich hier extrem viele Touristen. Zugegeben, das Plateau lädt zu ausgiebigen Wanderungen ein, aber so etwas haben wir nicht erwartet.

Anmerkung: Ich habe darauf verzichtet Bilder vom Massentourismus zu machen. Ihr könnt mir aber glauben, im August ist man dort niemals allein.

Wir haben noch sehr viel Zeit bis zum Abend, und müssen die Zeit irgendwie überbrücken. Die Sonne knallt richtig runter, und es ist tatsächlich so gut wie kein Schattenplatz für eine längere Pause zu finden. Schließlich suchen wir an einer der Sessellift Stationen schutz vor der Sonne und lassen die Seele etwas baumeln.

seceda_kaffee

Bei dieser atemberaubenden Landschaft einfach Pause zu machen ist schwierig, und so baue ich mein Stativ auf und versuche ein paar Aufnahmen zu machen. Schnell werde ich schlecht gelaunt. Grund: Auf fast allen Bildern sind irgendwo Leute zu sehen. Photoshop und Lightroom wären zwar eine Möglichkeit um diese Leute zu entfernen, das kostet aber bei der Menge durchaus an Zeit. Und ich versuche stets Probleme bereits fotografisch zu lösen.

Ungewöhnliche Umstände erfordern ungewöhnliche Maßnahmen… ich kombiniere also meinen Haida Graufilter ND1000x mit dem Haida Graufilter ND64x.
Ich komme demnach um etwa 13 Uhr Mittags bei Blende 11 und ISO 50 auf ganze 828 Sekunden Belichtungszeit! Mein Hintergedanke ist der: Bei Belichtungszeiten von nur 30 Sekunden hätte ich zwar die Leute im „durchgangsverkehr“ durchaus effektiv entfernt, aber nicht diejenigen die beim Pause machen irgendwo in der Landschaft sitzen. Bei 828 Sekunden sieht das ganz anders aus. Ich mache 2-3 Aufnahmen und stelle eine deutliche Vignettierung durch die Verwendung beider Filter fest. Ich bin mir noch nicht sicher ob ich das bei der Nachbearbeitung hin bekomme.

Hier nun das Ergebnis. Der Sensor der A7II ist gut genug um bei RAW Aufnahmen auch diese Art der Vignettierung gut zu entfernen.

seceda_828_vignette

oben: RAW – unbearbeitet

seceda_828

unten: RAW –  nach dem Standart Lightroom Workflow

3 Kaffee und 1 Tafel Schokolade später ist es dann auch schon fast 17:00. Die letzte Gondel ins Tal fährt um 17:30 Uhr, und wir bemerken wie sich die Leute zügig zurückziehen. Der Gipfel ist nun bis auf ein paar wenige Paraglider komplett leer. Wir machen uns schonmal Gedanken über unsere Motive, die richigen Blickwinkel und den Verlauf der Sonne. Das Wetter ist noch immer sehr gut, nur die Fernsicht ist etwas zurückgegangen.

Ein Mitarbeiter der Bergbahn kommt auf seinem Kontrollgang zum Gipfel an uns vorbei. Wir unterrichten Ihn von unserem Plan, die Nacht am Gipfel zu verbringen, unseren Müll mit vom Berg zu tragen und hoffen auf Verständnis für unsere Vorliebe – der Fotografie. Es gibt nix auszusetzen, der Mitarbeiter warnt uns jedoch vor möglichen Gewittern. Diese haben wir bereits einkalkuliert. Sollte es zu Gewittern kommen, werden wir ca. 100 Höhenmeter zur Bergbahnstation absteigen und dort Schutz suchen.

seceda_panorama

Mittlerweile ist es sehr spät geworden, und der Sonnenuntergang steht kurz bevor. Aufgrund einer relativ hohen Wolkendichte gerade am Horizont verschwindet die Sonne heute sogar schon etwas früher am Horizont als üblich.

Beim Standortwechsel gibt es dann innerhalb einer Minute einen wahnsinnigen Augenblick. Die Sonne kommt hinter den Wolken hervor und leuchtet wie eine Taschenlampe in die Landschaft. Hastig wechsel ich nochmals das Objektiv. Das Canon 16-35mm f4 ist für den Job einfach viel zu kurz. Das Minolta Altglas mit 100mm Brennweite muss her. (Minolta MD 100mm f2.5). Ich schieße 2-3 Bilder und schon ist der Spuck auch wieder vorbei.

god´s torch... - Seceda

god´s torch… – Seceda

Ich mach mich auf den Weg zum letzten Spot. Ich habe vor teile der Geislergruppe im Abendlicht abzulichten. Ich habe mir hierfür eigentlich die Eisenhut Blumen als Vordergrund rausgesucht. Ich positioniere mich, und mache einige Aufnahmen.

Seceda bei Sonnenuntergang

Seceda bei Sonnenuntergang

seceda_wip2

Doch irgendwie werd ich nicht 100%ig glücklich mit dieser Einstellung…. Also entscheide ich mich hastig nochmal den Standort zu wechseln.

Jetzt muss es aber schnell gehen…Ich muss ein gutes Stück laufen, und auch noch ca. 30-40 Höhenmeter überwinden…. ziemlich geschafft komme ich dann am allseits Bekannten Seceda Fotospot an.

seceda_wip

Danke an Maximilian Pank für dieses Bild!

Ich muss kurz verschnaufen, mache dann aber flott die Kameraeinstellungen, montiere den Grauverlaufsfilter (Ray Masters ND0.9 100x150mm Soft) und seh mir das Spektakel an. Ich mache 2-3 Aufnahmen und wünsche mir noch irgendwas außergewöhnliches. Bis ich tatsächlich glück habe. Die kleine Grünfläche links des Gebirgsmassivs wird plötzlich noch von der Sonne angestrahlt. Ich kontrolliere die Einstellungen und mache die Aufnahme.

Seceda bei Sonnenuntergang

Seceda bei Sonnenuntergang

Ich bin zufrieden. Innerhalb kürzester Zeit ist das Spektakel am Ende, und die Sonne ist verschwunden.

In den letzten 20 Minuten haben wir wärend des Sonnenuntergangs völlig übersehen das sich nördlich von uns in eta 15km Entfernung ein Gewitter aufgebaut hat. Momentan sind es nur Wolken, aber die Zeichen stehen auf Gewitter.

Rund um unsere Position ist allerdings kein Gewitter welches uns unmittelbar zur Gefahr werden könnte. Über uns herrscht wolkenloser Himmel.

Wir entscheiden uns unser Nachtlager am Gipfel aufzuschlagen, und beobachten das Gewitter von sicherer Entfernung.

Gegen 21:30 Uhr geht es dann richtig zur Sache. Wir sind immernoch sicher, allerdings geht die Blitzrate deutlich nach oben. Ich entscheide mich dazu das ganze zu fotografieren.

Jetzt wird es etwas kniffliger. Blitze vorhersehen geht nicht, also wähle ich folgende Einstellungen. ISO200 f5 und 30 Sekunden Belichtungszeit. Während dieser 30 Sekunden muss man auf einen Blitz hoffen. Ich mache in etwa 150 Aufnahmen hintereinander. Dazu zwingend einen Fernauslöser verwenden, damit sich die Kameraposition nicht verändert! Ich erkenne bereits auf dem Kameradisplay das ich einige Blitze erwischt habe. Wieviele genau kann ich vor Ort erstmal nicht abschätzen. Am Computer stellt sich dann raus das ich 15 brauchbare Bilder mit deutlich erkennbarem Blitzeinschlag habe. Diese lege ich in Photoshop lediglich übereinander, wobei die hellen Bildanteile addiert werden. Die bearbeitung geht zu meiner Verwunderung erstuanlich schnell.

Seceda Massiv - Gewitter über Lüsen

Seceda Massiv – Gewitter über Lüsen

Irgendwann gegen 00 Uhr lege ich mich dann schlafen. Das Gewitter ist immernoch vorhanden, aber in etwa 15km Entfernung. Der Wind weht von uns weg und  die Blitzrate geht zurück. Ich habe ein etwas mulmiges Gefühl, über uns zwar immer noch wolkenloser und sternenklarer Himmel, doch eine Nacht am Gipfel mit Gewitterrisiko ist einfach nicht ungefährlich.

Gegen 2 Uhr Nachts wache ich auf. Die Blitze erhellen sogar das Innenzelt. Ich verlasse das Zelt und schaue mir das ganze mal an. Der sternenklare Himmel ist verschwunden. Über uns sind dichte Wolken, die Sicht ist dramatisch gesunken. Die Blitzrate ist wieder gestiegen, und erstmalig ist auch Donner zu hören. Ich wecke Max, und wir besprechen kurz die Lage. Relativ zügig entscheiden wir uns für einen Rückzug. Schnell wird alles provisorisch in unsere Rucksäcke gestopft. Wind kommt auf, und wir spüren bereits die aufgeladene Luft. Wärend wir das Zelt zusammenpacken fängt es an leicht zu regnen. Die Blitze sind sehr nahe. Wir beginnen mit dem ca. 100hm Abstieg zur Bergstation. Die Luft knistert, und wir sind sehr froh als wir an der Bergstation ankommen. Hier gibt es ein rießiges Vordach, unter dem wir Schutz suchen. Kaum dort angekommen zieht eine fette Wolke direkt in den Gipfel rein. Die Sicht sinkt auf 20-30cm. Selbst mit Stirnlampe ist rein gar nichts mehr zu erkennen. Das war knapp!

Die Blitze sind gefühlt nur eine Armlänge von uns entfernt.

seceda_blitz

Unterm Dach fühlen wir uns zwar sicher, aber so hautnah in einem Gewitter ist dennoch eine ziemliche Aufregung. 1h geht das so, bis es deutlich ruhiger wird.

Wir legen uns nochmal etwas schlafen. Eigentlich war der Plan am Morgen den Sonnenaufgang zu fotografieren, doch das Unwetter gibt uns aktuell nicht viel Hoffnung.

Ich stelle mir dennoch einen Wecker um 5:50 Uhr.

Total müde weckt mich der Wecker. Ich schaue kurz aus dem Zelt und stelle fest das das Wetter besser als gedacht ist. Der Horizont ist weitestgehend wolkenlos, die Wolken am Himmel stören nicht direkt. Ich entscheide mich aufzustehen. Ich bin wirklich sehr müde, und muss nun auch noch mit Kameraequipment die 100hm wieder aufsteigen um zum Fotospot zu gelangen. Sonnenaufgang wird mir mit 6.15 Uhr angezeigt. Ich habe nicht viel Zeit.

Oben angekommen bin ich erstmal platt. Wenig schlaf und ohne Kaffee – das macht mich fertig!

Ich gehe wieder zu den Blumen, ich denke bei Sonnenaufgang kommen die etwas besser.Ich habe bereits am Abend mit der App „Photopills“ den ungefähren Verlauf der Sonne kontrolliert. Wenn alles glatt läuft, geht die Sonne genau zwischen den Berggipfeln auf. Ich kontrolliere nur nochmal die Uhrzeig…..oh misst. Die Sonne wird erst ab 7.10 Uhr überm Gipfel erscheinen. Die ganze Hektik war also umsonst….. Ich schlage die Zeit tot und stelle die Kamera ein.

Lektion: Sonnenstern

Geplant ist folgendes: Ich möchte den Sonnenaufgang mit einem sehr schönen Sonnenstern ablichten. Dazu muss das Objektiv abgeblendet werden. Je nach Objektiv zwischen Blende 16 und 22. Einen Sonnenstern kann prinzipell jeder erstellen, allerdings ist nicht jeder gleich schön. Wie schön ein Sonnenstern (oder auch Blendenstern) wird, hängt vom Objektiv und dessen Bauart ab. Anzahl und Form der Lamellen beeinflussen Maßgeblich die Form. Ein weiteres Problem ist das Gegenlicht. Jeder der schonmal in die Sonne fotografiert hat, kennt die störenden Blendflecken im Bild. Es gibt 2 Möglichkeiten diese zu vermeiden.

  1. Das kombinieren von 2 Aufnahmen. Hier benötige ich zwingend ein Stativ. Ich gehe in den manuellen Modus und blende das Objektiv ab. Ich erstelle das erste Bild. Der Sonnenstern ist dabei OK, doch im unteren Bildteil entstehen Blendflecken die wir nicht haben wollen. Deshalb erstelle ich ein 2. Bild. Hier gehe ich auf Blende 8-11. Entscheidend ist jetzt, das ich die Sonne mit einem Finger soweit abdecke, das keine störenden Reflektionen mehr auftreten.

Beide Bilder werden dann in Photoshop oder einem ähnlichen Programm kombiniert.

2. Ich entscheide mich vor Ort für die zweite Variante. Man kann einen relativ sauberen Sonnenstern erstellen, wenn die Sonne hinter einem Objektiv auftaucht. Hier muss man schnell sein. Die sonne sollte gerade so hinter dem Objektiv hervortreten, dann muss man abdrücken. Bei dieser Variante benötigt man nur eine einzige Aufnahme, da bei optimalem Auslösezeitpunkt kaum Reflektionen auftreten.

Ich bereite also alles für diese Art der Aufnahme vor, und warte bis zum Sonnenuntergang. Es ist schließlich soweit. Ich habe nicht viel Zeit und mache zur Sicherheit eine Belichtungsreihe. Die Sonne wandert wahnsinnig schnell, und nach 2 Minuten merke ich die ersten Blendflecken.

Die Aufnahme ist im Kasten, und in der Nachbearbeitung zeigt sich das mir ein Single Shot ausreicht.

Seceda bei Sonnenaufgang

Seceda bei Sonnenaufgang

Nach der Aufnahme packe ich mein Zeug, und kehre zu Max zurück. Wir frühstücken kurz, machen Kaffee und entschließen uns aufzubrechen.

Für die kommenden Tage wurden wieder Gewitter prognostiziert, weshalb wir uns entschlossen haben unseren Ausflug abzubrechen und nach Hause zu fahren. Man sollte sein Glück nicht herrausfordern.