Der Sternenhimmel fasziniert die Menschheit schon seit Jahrtausenden. Die schier unendliche Anzahl an Sterne und verschiedenen Sternenformationen haben etwas mystisches. Hat man sich einmal mit dem Thema beschäftigt, lässt es einen nicht mehr richtig los!
Beobachten konnte man den Sternenhimmel eigentlich schon immer mit dem bloßen Auge. Seit die moderne, digitale Fotografie allerdings große Fortschritte gemacht hat, ist es nun endlich auch möglich Details einzufangen, die das Menschliche Auge gar nicht mehr richtig erfassen kann. Die Astrofotografie ist endlich auch für den normalen nicht-Wissenschaftler möglich.
Jeder der schonmal versucht hat den Sternenhimmel zu fotografieren, wird aber schnell feststellen, das es leichter gesagt, als getan ist.
Ich möchte hier ein paar Punkte ansprechen die euch helfen, eure ersten Milchstraßen Bilder zu erstellen. Dieser Artikel richtet sich eher an die “Anfänger” und ist sehr einfach gehalten. Ich gehe bei vielen Themenbereichen nicht in die Tiefe sondern schneide vieles nur an.
Jahreszeit
Prinzipell sind Teile der Milchstraße das ganze Jahr über sichtbar. Der spektakuläre Teil, also das Zentrum ist aber je nach Aufenthaltsort nicht immer zu sehen. Ganz grob vereinfacht kann man sagen: Wohnst du in Deutschland/Österreich oder der Schweiz, eignen sich die Monate März bis Oktober/November am besten. In den Wintermonaten verschwindet das Zentrum unterm Horizont, und man erkennt lediglich die nicht ganz so spektakulären Teile.
Uhrzeit
Aufgrund der Erdrotation, ist das Zentrum der Milchstraße nicht die ganze Nacht über sichtbar. Deshalb ist es zwingend erforderlich sich den Tag des geplanten Shootings genau zu überlegen und nachzuschauen zu welcher Uhrzeit die Milchstraße an diesem Datum sichtbar sein wird. Womit das gut funktioniert, erfahrt ihr ganz am Ende des Artikels.
Wetter
Um Sterne abzulichten sollte es Wolkenlos sein. Am besten sind absolut klare Nächte, ohne jegliche Bewölkung. Doch auch wenn dichtere Wolkenfelder vorhanden sind, ist es möglich die Milchstraße zu fotografieren. Siehe mein Bild oben. Was man gar nicht gebrauchen kann ist jegliche Art von Dunst/Nebel oder Schleierbewölkung. Der Kontrast nimmt ab, und das Licht reflektiert sich auch in den Wolkenschichten. Ich empfehle immer vorher den Wetterbericht gut zu checken. Ich verwende hier oft die SuperHD Vorhersage von www.kachelmannwetter.com
Lichtverschmutzung
Mit zunehmender Bebauung der Erde, steigt leider auch die Intensität der Lichtverschmutzung am Himmel. Städte geben unheimlich viel Licht in den Himmel ab, was sich deutlich auf die Sichtbarkeit der Sterne am Himmel auswirkt. Bis zu einem Gewissen Grad an Lichtverschmutzung kann man die Milchstraße noch ganz gut aufnehmen, doch irgendwann verschwinden einfach die Details. Ich empfehle also vorher den Grad der Lichtverschmutzung zu checken. Dazu gibt es eine Karte, welche die Lichtverschmutzung darstellt.
Je höher und abgeschiedener der Standort, desto besser!
Mondphase
Wenn wir schon beim Thema Lichtverschmutzung sind, dürfen wir unseren großen Nachbarn nicht vergessen. Auch unser Mond reflektiert das Sonnenlicht, und sorgt dafür das wir deutlich weniger Sterne wahrnehmen und ablichten können. Die beste Zeit für Sternenaufnahmen ist die Neumondphase. Dabei liegt der Mond im Schatten der Erde, und wir haben die dunkelsten Nächte die möglich sind. Vereinfacht gesagt eignen sich für Sternenaufnahmen ein Zeitraum von etwa 3-4 Tagen vor Neumond und 3-5 Tagen nach Neumond. In der Woche nach Neumond ist es prinzipell auch noch möglich, wenn auch mit Abstrichen. Hier ist der richtige Zeitpunkt wichtig. Das Fenster zwischen Sichtbarkeit der Milchstraße und Mondaufgang ist hier entscheidend. Bei einer Nacht im Biwak auf dem Hirschhörnlkopf konnte ich die Milchstraße bei einer partiellen Mondfinsternis ablichten.
Dämmerung
In den Monaten Oktober/November und März/April gibt es eine Besonderheit. Im Oktober ist die Milchstraße schon sichtbar, da ist die Dämmerung noch nicht komplett abgeschlossen. Hier wird es schwer, und man sollte so lange wie möglich mit den Aufnahmen warten, damit einem die Dämmerung nicht das Bild versaut.
Im Mai ist es andersrum. Die Milchstraße ist erst kurz vor Sonnenaufgang sichtbar. Auch hier muss man den richtigen Moment treffen, denn der nahende Sonnenaufgang beeinflusst sehr früh schon die Helligkeit am Himmel.
Motivplanung
Motivplanung hat nur indirekt etwas mit der Sichtbarkeit der Milchstraße zu tun. Um es ganz kurz zu machen. Wollt ihr ein Motiv mit Milchstraße im Hintergrund haben, ist die Himmelsrichtung nunmal leider entscheidend. Passt diese nicht, kann man einige Monate warten, denn die Milchstraße wandert übers Jahr gesehen.
Außerdem macht es kaum Sinn, sich im Tal vor einen Berg zu stellen um die Milchstraße aufzunehmen. Der Berg wird das gesamte Zentrum einfach verdecken. Je höher der Standort, desto besser sind die Chancen.
Kamera/Objektiv
Hier sind wir bei einem schwierigen Thema. Prinzipell lässt sich die Milchstraße auch schon mit einem Smartphone aufnehmen. Heißt im Umkehrschluss, fast jede gängige Spiegelreflexkamera, Systemkamera oder Kompaktkamera ist in der Lage die Milchstraße aufzunehmen. Je höher die Ansprüche an die Bildqualität, desto mehr Geld muss man ausgeben. Maßgeblich für die Qualität einer Milchstraßenaufnahme sind folgende Faktoren
- Lichtstarkes Objektiv (mind. f4,, besser f2.8, f2, f1.8 oder f1.4)
- Kamera mit großem Sensor und gutem Rauschverhalten
- RAW Aufnahmeformat
Ich möchte hier weder auf die genauen Aufnahmeeinstellungen eingehen (kommen noch), noch eine Kamera Kaufberatung bieten. Die Ansprüche an Bildqualität sind so grundverschieden, und die Internetforen und Facebookgruppen voll von Leuten die eine wundervolle Kaufberatung bieten können.
Belichtungszeit
Grundsätzlich wollen wir so viel Licht einfangen wie möglich. Die Erde ist ja bekanntlich keine Scheibe, und sie steht auch nicht still. Auch wenn man es mit bloßem Auge nicht beobachten kann, aber die Erde dreht sich, und belichtet man ein paar Sekunden zu lange, ist das auf dem späteren Bild bereits zu sehen. Die Sterne werden nicht mehr Punktförmig abgebildet, sondern sind kleine Striche. Das wollen wir vermeiden. Wie lange man nun belichten kann, hängt von der jeweiligen Brennweite ab.
Es gibt da 2 Formeln mit denen lässt sich das berechnen. Früher galt die 500er Regel, mittlerweile sind viele Fotografen der Ansicht das man lieber mit 600 rechnen sollte.
Faustregel:
Vollformat: 500 geteilt durch Brennweite = Belichtungszeit
Abhilfe beim Thema maximale Belichtungszeit = Astronachführung
Eine Astronachführung ist ein Gerät welches in unterschiedlichen größen existiert, und dazu dient die Erdrotation auszugleichen. Dieses Gerät wird anhand eines Polsuchers oder Lasers am Polarstern ausgerichtet. Auf dem Gerät wird ein Kugelkopf mit der Kamera montiert. Schaltet man nun das Gerät ein, dreht es sich ganz minimal hör/sichtbar – entsprechend der Erdrotation, und sorgt dafür das auch bei Belichtungszeiten oberhalb der Faustregel die Sterne keine Striche werden. Dies hat jedoch zur Folge, das der Vordergrund, mit der Zeit unscharf wird. Deshalb ist es bei einer Astronachführung erforderlich den Vordergrund als extra Bild aufzunehmen, und hinterher Himmel und Vordergrund über ein Bildbearbeitungsprogramm zu vereinen. Außerdem ist das Ergebnis dieser Technik maßgeblich von vielen verschiedenen Faktoren abhängig: Stabilität des Statives, Stabilität der Kugelköpfe, Qualität der Ausrichtung der Nachführung, Verzeichnung der Linse, Erhitzung des Sensors bei langen Belichtungen und natürlich – absolute Dunkelheit. Wenn ich so viel Lichtverschmutzung habe, das ich nach 20-30 Sekunden schon ein überbelichtetes Bild habe, gewinne ich natürlich nichts.
Brennweite
Um es kurz und knackig auf den Punkt zu bringen. Ihr könnt mit beinahe sämtlichen Brennweiten die Milchstraße bzw. teile davon aufnehmen. Anfängern empfehle ich aber ein möglichst Weitwinkliges Objektiv, denn dadurch kriegt man die Milchstraße in der Regel komplett aufs Bild. Je höher der gewünschte Detailgrad, desto mehr Brennweite sollte man nehmen. Doch dann wird es sehr schnell kompliziert. Das oben gezeigte Bild ist ein Panorama Bild mit 35mm aufgenommen. Das Gesamte Bild besteht aus 55RAW Dateien, welche hinterher am Rechner zusammengesetzt und bearbeitet werden muss.
Sonnenblende
Um störende Reflektionen von eventuellen nahen Lichtquellen zu vermeiden, empfiehlt es sich auch Nachts die Sonnenblende zu verwenden.
Fernauslöser/Selbstauslöser
Wir wollen möglichst verwacklungsfreie Aufnahmen erstellen, deshalb ist es zwingend erforderlich mit einem Kabel/Funk Fernauslöser oder dem Selbstauslöser zu arbeiten.
Spiegelvorauslösung ist empfehlenswert.
Stativ
Viel wichtiger als die Kamera und das Objektiv ist tatsächlich das Stativ. Dieses sollte stabil genug für die Kamera/Objektivkombination sein, um auch bei Belichtungszeiten von 30 Sekunden völlig ohne Verwacklungen zu stehen. Auch hier möchte ich keine Kaufberatung bieten. Nur kurz erwähnt: Stativ möglichst gering ausfahren, möglichst Breitbeinig aufstellen und während der Aufnahme auf keinen Fall berühren.
Zur Sicherheit deaktiviert man am besten den eventuell vorhandenen Bildstabilisator (am Stativ unnötig und bei manchen Kameras sogar kontraproduktiv)
Fokus
Der Autofokus jeder Kamera wird beim Versuch scheitern, Sterne anzuvisieren. Was früher also ein großes Problem war, ist heute, dank Liveview kein Problem mehr.
Fokussiert wird ausschließlich manuell. Bitte nicht den fehler machen und einfach Blind auf die Unendlich Einstellung am Objektiv drehen. Nicht immer ist hier auch wirklich unendlich scharfgestellt. Deshalb ist es erforderlich den Liveview mit der maximalen Vergrößerung zu nutzen. Hier kann man sich den hellsten Stern aussuchen, und fokussiert manuell so lange, bis der Stern am kleinsten dargestellt wird. Diese Position des Fokusrings merkt man sich am besten. Bei manchen Objektiven empfiehlt es sich auch den Fokusring mit einem Klebeband zu fixieren.
Crop-Sensoren: 500 geteilt durch (Cropfaktor mal Brennweite) = ca. 300 geteilt durch Brennweite = Belichtungszeit
Kameraeinstellungen
RAW
Um möglichst alle Reserven des Sensors nutzen zu können solltet ihr IMMER im RAW Format fotografieren. Das setzt allerdings ein wenig Verständnis der Späteren Nachbearbeitung am Computer vorraus.
BULB oder M Modus
Im manuellen Modus können je nach Kameramodell die Belichtungszeit bis 30 Sekunden (bei manchen Kameras auch länger) eingestellt werden.
Im Bulb Modus belichtet die Kamera exakt so lange, wie ihr den Fernauslöser betätigt.
Blende
Hier wird immer die kleinste Zahl (größte Öffnung der Blende) eingestellt um möglichst viel Licht einfangen zu können.
ISO
Je nach Situation ist es jetzt erforderlich die ISO zu erhöhen. Da kann man keine Pauschale Antwort geben, ich empfehle jedoch mindestens ISO800 oder 1600 zu verwenden. Bei moderneren Kameras kann man auch bis ISO4000 oder 5000 gehen. Hier empfiehlt es sich zu testen, was der beste Kompromiss aus Bildrauschen und Bildhelligkeit ist.
Histogramm
Prinzipell lieber etwas überbelichten als unterbelichten.
Planung
Zur besseren Planung von Milchstraßenbildern kann ich ein super Tools empfehlen. Die App “Photopills” gibt es für Android und IOS, und erlaubt es euch extrem umfangreich eure Nachtaufnahmen zu planen. Tutorials findet ihr bei Youtube oder auf der Herstellerseite. http://www.photopills.com/